Angeregter Austausch in den Regionen
Die verstärkte Arbeit in den Regionen ist ein zentraler Schwerpunkt des Inklusionsnetzwerkes Sachsen. Neben neuen Ansprechpartnern in den Regionen, unseren Regionalbeauftragten, finden seit diesem Jahr auch Regionaltreffen statt. Diese dienen dem branchenübergreifenden Austausch direkt vor Ort innerhalb der Regionen und wurden erfreulicher Weise auch intensiv für diesen genutzt.
Dresden, Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge: Vermarktung barrierefreier und inklusiver Angebote
Intensiv, wissenswert und erfrischend in der Stimmung, so lässt sich das 1. Regionaltreffen in Dresden am 29. August 2019 zusammenfassen. Das Inklusionsnetzwerk Sachsen lud gemeinsam mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Beauftragten für Menschen mit Behinderung Dresden Manuela Scharf in das Residenzschloss Dresden ein. Thema war die erfolgreiche Vermarktung von barrierefreien und inklusiven Angeboten.
In einem Impulsvortrag berichtete die Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH über ihr umfassendes Angebot "Sachsen barrierefrei". Dieses bietet Gästen als auch Sachsen Informationen zu barrierefreien Freizeitangeboten, Unterkünften und Wanderwegen im Freistaat.
www.sachsen-tourismus.de/reisethemen/sachsen-barrierefrei/
Die Stadt Dresden präsentierte das neue Infoportal Barrierefreiheit, in dem detailreich barrierefreie Einrichtungen wie Apotheken, Ärzte, Schulen oder Restaurants listet. Mit wenigen Klicks erfahren die Nutzer mit Behinderung, wie barrierefrei eine Einrichtung ist und wie diese ohne Hürden erreichbar ist.
www.dresden.de/dabeisein
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden boten beispielhafte Einblicke in ihre barrierefreien Angebote, die nicht nur Menschen mit Behinderung zu Gute kommen. Beispielsweise werden regelmäßig Führungen in Leichter Sprache, in Deutscher Gebärdensprache, für Blinde und für Demenzkranke angeboten.
Im Anschluss konnten die rund 35 Teilnehmenden in Gesprächen ihre Erfahrungen austauschen und Wissen teilen.
Leipzig, Landkreise Leipzig und Nordsachsen: Autismus und Netzwerken
Am 29. Oktober 2019 fand das nächste Regionaltreffen des Inklusionsnetzwerkes Sachsen in Bad Düben in freundlicher Kooperation mit der Behindertenbeauftragten für Nordsachen Marina Lemke statt. Rund 20 Teilnehmer*innen kamen im AWO Jugendhaus „Poly“ zusammen, um sich über die speziellen Anforderungen an das Netzwerken und die Zusammenarbeit mit Menschen mit Autismus zu informieren.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Marina Lemke und der Regionalbeauftragten des Netzwerkes Sonja Golinski gab Melle Schrimpf, Peer-Beraterin in der EUTB des LunA e. V. aus Leipzig, einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen, mit denen Menschen mit Autismus täglich konfrontiert sind. Aus eigener und aus Berater*innen-Erfahrung konnte sie durch viele Beispiele deutlich machen, dass Autismus, weil weniger sichtbar und bekannt, oft erklärungsbedürftig ist. Sie plädierte für die Einbeziehung autistischer Selbstvertretungen in Planung und Netzwerke, um langfristig durch mehr Wissen und Kontakt eine Entstigmatisierung zu erreichen.
Birger Höhn, autistischer Aktivist aus Dresden, ergänzte den Input um die politische und historische Perspektive. Die Themen der autistischen Selbstvertretungen sind breit und vielfältig, von der Auseinandersetzung mit Barrieren in den verschiedenen Lebensbereichen bis zur Ablehnung bestimmter diagnostischer Verfahrung, der damit verbundenen „Funktionslabels“ und der Verbindung des Herrn Asperger mit dem Nationalsozialismus.
Bettina Bönsch, Autismus Dresden e.V., wiederum bot den Teilnehmer*innen einen sehr familiären Blick auf das Thema. Als Mutter zweier Söhne mit Autismus engagiert sie sich in Elternnetzwerken und konnte sehr anschaulich machen, wie es ihr Leben als Familie beeinflusst hat und wie sie sich für ein selbstbestimmtes Leben ihrer Söhne einsetzt.
Nach den Inputs bestand die Möglichkeit, sich in kleinerer Runde zu dem Thema persönlich auszutauschen. Jeder Gruppe stand ein Referent zur Verfügung, um Fragen zu beantworten.
Landkreise Bautzen und Görlitz: Kultur im Fokus
Das erste Regionaltreffen für diese Region fand am 7. November 2019 im Museum Bautzen in Kooperation mit der Behindertenbeauftragten für den Landkreis Görlitz Elvira Mirle statt. Unter dem Motto "Mittendrin statt nur am Rand" fand ein reger Wissens- und Erfahrungsaustausch über inklusive Kulturangebote in lockerer Runde statt.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Regionalbeauftragte Mandy Klausnitzer und Elvira Mirle gab Dr. Jürgen Vollbrecht, Leiter des Museums Bautzen, ganz praktische und unverblümte Einblicke in die Umsetzung des Themas Barrierefreiheit und Inklusion im eigenen Haus und wies auch auf Grenzen hin. Hierbei wurden im Austausch mit Teilnehmenden Möglichkeiten angeregt, das Museum für gehörlose bzw. hörgeschädigte Besucher*innen zu öffnen.
Anschließend stellte Laura Schulze vom Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien das Angebot KubiMobil vor, das man nutzen kann, um gerade im ländlichen Raum zu entsprechenden Kulturinstitutionen und -angeboten zu gelangen.
Auch bei diesem Regionaltreffen ergab sich ein fruchtbarer Austausch gerade auch zwischen Teilnehmer*innen mit und ohne Behinderung, der sicherlich auch ganz praktische Ergebnisse bewirken wird.
Landkreis Zwickau und Vogtlandkreis: Barrierefreie Mobilität
In Zwickau luden wir am 12. November 2019 zu unserem ersten Regionaltreffen für den Landkreis Zwickau und Vogtlandkreis in freundlicher Kooperation mit der Behindertenbeauftragten für den Landkreis Zwickau Stefanie Dinger ein.
Zum Thema "Barrierefreie Mobilität für alle" erläuterte der Referent Uwe Adamzyck vom Sozialverband VdK Sachsen e.V. umfassend Vorgehen und Ergebnisse des Projektes „ÖPNV für alle“, aber auch noch herrschende Missstände.
Mit welchen Hilfsmitteln sich Menschen mit Beeinträchtigung zukünftig bewegen können und wie moderne Wohnformen im Alter oder mit Beeinträchtigung möglich sind, legte Carolin Alippi vom Alippi Sanitätshaus dar.
Nach dem fachlichen Input hatten die etwas 25 Teilnehmenden die Gelegenheit, bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch rund um das Thema zu kommen und auch Fragen an die Referent*innen zu stellen.
Chemnitz, Landkreis Mittelsachsen und Erzgebirgskreis: Chemnitz auf dem Weg zur inklusiven Stadt
Zum Regionaltreffen in Chemnitz am 28. November 2019 konnte das Netzwerk dank einer freundlichen Kooperation in das Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz (smac) einladen – und damit in eine der kulturellen Einrichtungen in Chemnitz, die zur Umsetzung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung bereits schon beachtliche Schritte gegangen sind. Es steht nicht nur für einen Blick zurück in die Vergangenheit der Menschheitsgeschichte. Es steht für Inklusion und auch deren Weiterentwicklung.
Wie sich Chemnitz vorgenommen hat, die Stadt inklusiver zu gestalten, sollte den rund 40 Teilnehmenden des Regionaltreffens im smac nahegebracht werden. Mit den Themenschwerpunkten des Programmes ist es gelungen, den Fokus im Bereich "Kultur" ausgehend von einem Überblick über das große Ganze, den Chemnitzer Teilhabeplan und den entsprechenden Aktionsplan „Chemnitz inklusiv 2030“, bis hin zu gelebter Inklusion im Theater immer enger zu ziehen.
Anna Galda, Leiterin der Stabstelle Morgenstadt - Bürgermeisteramt Chemnitz, gab dazu einen Gesamtüberblick und Fakten. Dieser reichte von der Bestands- und Bedarfsanalyse zu Barrierefreiheit und Teilhabemöglichkeiten über den lokalen Aktionsplan "Chemnitz inklusiv 2030", die Themen- und Handlungsfelder Arbeit, Bildung, Wohnen, Gesundheit, Mobilität sowie Kultur-Freizeit-Sport und dessen zugehörige Arbeitsgruppen hin zu einer öffentlichen Beteiligungsmöglichkeit.
Anja Voigt, Akteurin und Sprecherin der Arbeitsgruppe im Handlungsfeld Kultur-Freizeit-Sport, gab Einblicke in die Breite der Themen und Aufgaben, denen man sich allein in diesem Bereich stellt. Von der Vision, dass alle Menschen in Chemnitz gleichberechtigt, barrierefrei am gesellschaftlichen, kulturellen und sportlichen Leben teilnehmen und teilhaben können, bis hin zu den dazu nötigen Maßnahmen. Dazu gehört auch Inklusion im kulturellen Profil der Stadt sichtbar zu machen, sowohl in den Angeboten und Programmen als auch in der aktiven Mitgestaltung durch Menschen mit Behinderungen.
Wie Inklusion im Theater umgesetzt und damit lebendig werden kann, zeigte das erfrischend impulsive Referat von Pier Giorgio Furlan, künstlerischer Leiter Förderkreis Centro Arte Monte Onore e.V. Er stellte das Stück „Die Reise des Marco Polo“ - die Geschichte einer theatralischen Reise mit Inklusionshintergrund - vor. Inszeniert und bis hin zu den Kostümen gestaltet und aufgeführt von unterschiedlichen Gruppen von Menschen jeden Alters, jeglichen sozialen Umfeldes, jeglicher Glaubensrichtung, Menschen mit und ohne gesundheitliche Einschränkungen und Menschen mit Migrationshintergrund. Hierbei bedeutet Barrierefrei nicht nur die örtlichen Begebenheiten zu modifizieren, sondern insbesondere die Barrieren im Kopf abzubauen und die Teilnehmer*innen zu einem gegenseitigen respektvollen Miteinander zu inspirieren. Pier Giorgio Furlans Forderung: Für Inklusion müssen mehr Menschen aktiv werden und mehr Stellen bspw. in Behörden geschaffen werden – weniger Reden, mehr Handeln.
Auch zu diesem Standpunkt konnten sich die Teilnehmenden im anschließenden Netzwerken-Teil der Veranstaltung angeregt austauschen.
Dank an alle Mitwirkenden
Wir danken allen Beteiligten für die gelungenen Veranstaltungen, insbesondere allen Referent*innen, mitveranstaltenden Behindertenbeauftragten und Gastgebern, die unsere Netzwerktreffen durch Ihre Räumlichkeiten und tatkräftige Mithilfe unterstützt haben, sowie den Gebärdensprachdolmetscher*innen, die die Regionaltreffen begleitet haben.
Kommende Vernetzungsveranstaltungen in den Regionen
Regionaltreffen „Leichte Sprache - ein inklusives Angebot für mehr Teilhabe“ in Pirna am 11. März 2020 für den branchenübergreifenden Austausch in der Region Dresden, Landkreise Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen
Regionaltreffen „Politische Bildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten“ in Leipzig am 18. März 2020 für den branchenübergreifenden Austausch in der Region Leipzig, Landkreise Leipzig und Nordsachsen
Auch in den anderen Regionen wird im ersten Halbjahr ein Regionaltreffen stattfinden. Diese befinden sich derzeit in der Planung.