Norman, St. Marienthal
Ich bin Norman, ich komme aus Schlegel in der Oberlausitz. Der Pater-Kolbe-Hof ist mein zu Hause. Dort wohne ich im Wohnheim und arbeite zwei Tage in der Woche in der Werkstatt für behinderte Menschen. Die anderen drei Tage bin ich auf einem Außenarbeitsplatz für die Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ) tätig. Dort bin ich Inklusionsberater und versuche Inklusionsprojekte umzusetzen. Wir erstellen beispielsweise gerade ein inklusives Konzept für das Völkerkundemuseum in Herrnhut.
Ich habe einen Zwillingsbruder. Bei unserer Geburt lag ich in Steißlage und erlitt dadurch einen Sauerstoffmangel. Ich war klinisch tot und wurde wiederbelebt. Irgendwie habe ich es geschafft, am Leben zu bleiben. Durch den Sauerstoffmangel habe ich kognitive, körperliche und Sinnes-Einschränkungen. Man sieht es beispielsweise an meinem Gang. Unter anderem lisple ich, habe Spastiken, eine starke Seheinschränkung und auch psychische Einschränkungen. Über die Jahre habe ich aber sehr viele Methoden für mich entwickelt, mit denen ich meine Einschränkungen überbrücken kann.
Ich bin kulturell interessiert, ich lese sehr gerne, ich interessiere mich für Geschichte und das Theater. Ich engagiere mich aber auch politisch. Manche sagen ich bin Aktivist – ich selbst sehe mich mehr als Vermittler. Ich möchte eine Stimme für Menschen mit einer Behinderung sein, die keine Chance haben, sich zu äußern.
Im IBZ steckt der Name „Begegnungszentrum“ drin und ich finde Begegnung ist sehr wichtig. Wenn man Möglichkeiten für eine inklusive Teilhabe schafft und miteinander ins Gespräch kommt, dann ist schon sehr viel gewonnen. Denn ich muss sagen, viele Menschen mit einer Behinderung, trauen sich nicht oder wollen sich nicht trauen, ihre Blase zu verlassen. Sie bleiben manchmal lieber in ihrer Welt. Andererseits ist die Gesellschaft auch noch so, dass sie nicht richtig weiß, wie sie mit Menschen mit einer Behinderung umgehen soll. Kann man mit “denen” reden? Es herrscht Angst, dass man etwas falsch macht und deshalb geht man lieber nicht ins Gespräch. Das ist der Knackpunkt - Inklusion funktioniert nur, wenn alle beiden Seiten sich aufeinander zubewegen.
Ich bin ein gutes Beispiel dafür, denn durch meine Eigeninitiative bin ich zum IBZ gekommen. Ich war Teilnehmer am Projekt „Zeit.Zeichen“, das vom IBZ und der Diakonie durchgeführt wurde. Wir hatten damals ein Projekt-Treffen hier im Kloster St. Marienthal und weil ich mich schon immer für das IBZ interessierte, habe ich die Gunst der Stunde genutzt. Bei einer Führung zum Blindenleitsystem habe ich Herrn Schaaf-Schuchardt einfach direkt gefragt, ob ich ein Praktikum machen kann. Ich wollte mich gern selbst vorstellen. Er bot mir an, mich zu bewerben, was ich natürlich machte und tatsächlich habe ich einen Praktikumsplatz erhalten. Mittlerweile arbeite ich seit August 2024 hier und habe mich in dieser Zeit gut in das Team eingefügt.
Herr Ostrowski: Norman hat nach seinem Praktikum einen Außenarbeitsplatz beim IBZ bekommen.
Herr Ostrowski: Mein Name ist Ralf Ostrowski, ich bin Kaufmännischer Leiter innerhalb der Geschäftsführung und Herr Schaaf-Schuchardt ist der Vorstandsvorsitzende der Stiftung. Norman hat nach seinem Praktikum einen Außenarbeitsplatz beim IBZ bekommen. Das ist die Vorstufe zu einer Festanstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Norman: Ich bin sehr kommunikativ. Ich bin hier so etwas wie der „Erklärbär“ was Inklusion betrifft. Es ist nicht so, dass man hier gar nichts über Inklusion weiß, aber viele Probleme liegen auch an der Lage des Klosters St. Marienthal bzw. des IBZs. Wir sind in einem sehr alten Gemäuer. Deshalb ist es schwierig hier Barrierefreiheit zu schaffen.
Ein paar Sachen sind auf dem Gelände schon barrierefrei umgesetzt worden. Wir haben ein Taktiles Modell der Anlage zum Abfühlen. Wir versuchen den Klosterhof so umzugestalten, dass er auch mit dem Rollstuhl befahrbar ist. Im Speisesaal haben wir mittlerweile eine automatische Tür. Es geht da zu allererst um bauliche Maßnahmen. Wir haben auch in drei Gästehäusern einen Fahrstuhl und vier behindertengerechte Zimmer. Man darf aber natürlich auch nicht die inhaltlichen Themen vergessen.
Herr Ostrowski: Wir versuchen Inklusion in allen Projekten zu denken. Vorrangig ist das Thema in der Abteilung „Dialogforum Demokratie“, wo auch der Norman arbeitet. Wir sind als Arbeitgeber offen für Inklusion. Neben Norman haben wir noch einen Mitarbeiter auf einem Außenarbeitsplatz. Wir haben auch noch mehrere Angestellte, die schwerbehindert sind.
Norman: Inklusion im IBZ bedeutet auch, dass wir eine inklusive Akademie aufbauen möchten. Das Projekt entwickelt sich jetzt langsam. Gerade hier in so einer ruhigen Gegend so etwas anzusiedeln, wäre toll. Es gibt hier weniger Reizeinflüsse, im Gegensatz zu einer großen Stadt. Das ist beispielsweise besonders wichtig für Autisten. Und wir können hier auf das Kloster zurückgreifen.
Im IBZ sind viele andere Projekte angesiedelt, auf die man zurückgreifen kann, um ein umfangreiches inklusives Konzept zu erstellen. Es gibt das „Dialogforum Demokratie“, die Projekte „Generationen- und Familienbildung“ sowie „Natur & Umwelt“ und ein grenzübergreifendes polnisches Projekt. Man muss die Projekte nur miteinander vernetzen. Ich würde gern neben dem Stiftungsrat einen Inklusionsbeirat gründen, der dann wirklich das Thema Inklusion mitdenkt. Das IBZ hätte damit noch mehr Kompetenzen und würde in eine Richtung gehen, die wirklich alle mitnimmt. Mir gefällt die Entwicklung. Ich werde in die Planungen involviert und bringe die Sicht der Menschen mit Behinderungen ein. Inklusion wird oft nur von außen betrachtet. Behinderungen finden aber überall statt, ob das jetzt ein psychische, soziale oder körperliche ist. Deshalb ist es gut, wenn das IBZ in die Breite geht und sich dort vernetzt.
Ich beschäftige mich schon seit Jahren mit der Problematik: Inklusion oder Nicht-Inklusion. Ich bin politisch interessiert und auch tätig, zum Beispiel als Mitglied im Inklusionsbeirat in Görlitz, oder als Stellvertreter im Inklusionsrat Sachsen. Ich habe auch Kontakt zu einige Politikern, beispielsweise zum Kultusminister Clemens und dem Ministerpräsidenten Kretschmer.
Seit Jahren bin ich ein großer Verfechter für Inklusion. Man sollte es aber nicht mit der Brechstange machen, sondern mit Zeit und Maß. Oft wird viel zu viel und vieles zu schnell gemacht. Andererseits ist es wichtig, dass man als Mensch mit Behinderung auch die Stimme erhebt. Es wird niemand kommen und sagen, ich mache das für dich. In unserer aktuellen Gesellschaft muss man selbst agieren.
Inklusion findet in der Politik gerade gar nicht statt. Es geht sehr viel ums Geld und deshalb wird gerade im sozialen Bereich ganz viel eingedampft. Ich bin aber ziemlich hartnäckig und rufe in den Büros und Behörden an, unter anderem auch bei unserem Ministerpräsidenten. Ich bin sehr vernetzt und beispielsweise auch im Werkstattrat. Ich kann gut argumentieren, weil ich direkt aus der Situation komme. Und durch meine Arbeit im IBZ kann ich die Außenwirkung verstärken. Weil ich politisch engagiert bin, habe ich auch Anfragen verschiedener Parteien, die mich gern als Mitglied hätten. Ich möchte aber in keine Partei eintreten, denn für mich ist Inklusion überparteilich. So kann ich mit jeder Partei reden und schauen, wie man Inklusion etabliert.
Ich selbst bin sehr zufrieden mit meinem Außenarbeitsplatz, sehe mich aber nicht vollständig auf dem ersten Arbeitsmarkt. Mich würde das überlasten.
Ich selbst bin sehr zufrieden mit meinem Außenarbeitsplatz, sehe mich aber nicht vollständig auf dem ersten Arbeitsmarkt. Mich würde das überlasten. Ich bin gut in meinen Tätigkeiten auf dem Außenarbeitsplatz, ich habe aber Bedenken, dass es zu viel werden könnte.
Man muss generell sehen, wo meine Stärken liegen. Die liegen ganz klar im kommunikativen Bereich, ich brauche aber auch meine handwerklichen Tätigkeiten. Ich bin zwei Tage die Woche in einer Holzwerkstatt und drei Tage im IZB.
Nachdem meine Eltern gestorben waren, bin ich ins Wohnheim gezogen und habe dort meine eigene Wohnung. Ich bin froh, dass ich ziemlich eigenständig bin. Ich brauche nicht immer jemanden um mich, der mir hilft.
In der Werkstatt bin ich unterfordert und im IBZ teilweise überfordert. Das kann sich natürlich noch entwickeln und das hat es sich auch schon. Am Anfang wusste ich ja gar nicht, auf was ich mich im IBZ einlasse.
Die Werkstätten, wie sie jetzt sind, sollten eigentlich nie stattfinden. Es war immer geplant, dass die Werkstätten nur ein Übergang zum ersten Arbeitsmarkt sind. Was ja augenscheinlich nicht geklappt hat. Ich finde, man muss es realistisch sehen. Welche Personen können auf den ersten Arbeitsmarkt, bei welchen geht es gar nicht. Ich habe ja nun beide Sichten und ich finde, der Sprung in den ersten Arbeitsmarkt ist schon nicht einfach. Andererseits müssen die Werkstätten reformiert werden. So wie sie jetzt laufen, kann es nicht weiter gehen. Die Werkstätten müssen zu inklusiven Arbeitgebern werden und sich nach außen öffnen. Es ist leider heutzutage immer noch so, dass die Werkstätten vom Rest der Welt getrennt sind. Die Werkstätten, die ich kenne, sind immer am Rand eines Ortes oder irgendwie separat gelagert. In der Werkstatt machen wir die gleiche Arbeit, wie andere auf dem ersten Arbeitsmarkt. Manche sagen ja, wir werden nur beschäftigt. Das mag teilweise auch stimmen, aber wenn ich sehe, was wir als Holzwerkstatt machen.
Andererseits muss man auf dem ersten Arbeitsmarkt Leistung bringen. Es muss etwas rauskommen am Ende des Tages, es wird gewinnorientiert gearbeitet. Aber man wird eben auch gefordert und kann sich entwickeln. Ich merke aber auch, dass es mich manchmal überfordert, wenn Dinge ganz schnell erledigt werden müssen. Für mich ist es deshalb gut, dass ich in den zwei Tagen in der Werkstatt einfach auch mal abschalten kann.
In meiner Werkstatt gibt es noch eine andere Person, die auf einem Außenarbeitsplatz arbeitet. Bei uns können aber viele das Angebot nicht wahrnehmen, weil sie es nicht schaffen oder auch nicht wissen. Man wird aber auch nicht gerade dazu ermutigt, sich einen Außenarbeitsplatz zu suchen. Ich habe mich beispielsweise ganz allein darum gekümmert.
2007 bin ich in die Werkstatt gekommen, obwohl ich das gar nicht wollte. Aber das Arbeitsamt hat mir damals gesagt, wenn sie nicht in die Werkstatt gehen, sitzen sie auf der Straße. Ich habe mich dann über die Jahre nie richtig in die Werkstatt integriert. Ich habe zwar alles mitgemacht, mich aber trotzdem abgegrenzt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mir das nichts bringt. Deshalb bin ich in den Werkstattrat gegangen. Ich habe angefangen, mich politisch damit zu beschäftigen, Kontakte geknüpft und angefangen, Dinge anzusprechen.
Was ich noch an der Werkstatt kritisieren muss: Wenn man mit der Idee für einen Außenarbeitsplatz kommt, dann ist die Werkstatt immer erst einmal dagegen. Außer du hast jemanden, der wirklich hinter dir steht. Das liegt daran, dass diejenigen, die einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt haben könnten, die Leistungsträger in der Werkstatt sind. Und die will man nicht verlieren. Denn auch die Werkstatt hat ja Verträge, die erfüllt werden müssen. Ein Außenarbeitsplatz ist da noch ein Kompromiss, damit die Werkstätten noch Geld bekommen. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Sozialkassensystem. Die 50 Euro, die ich hier auf meinem Außenarbeitsplatz mehr verdiene, werden mir von der Sozialhilfe abgezogen. Rein finanziell habe ich also keinen Mehrwert durch meinen Außenarbeitsplatz.
Ich arbeite im IBZ, weil ich es gern möchte. Ich kann mich mit den Werten identifizieren. Hier steht der Mensch wirklich im Mittelpunkt. Das gefällt mir. Im IBZ wird man als Mensch gefördert, dazu passend ist auch das neue Leitbild bei dem Worte wie Achtsamkeit, Hilfsbereitschaft und Respekt vorkommen. Was mir hier besonders gefallt, ist der Zusammenhalt. Ich fühle mich angenommen.
Ich habe aber auch schon andere Erfahrungen machen müssen. Ich habe in anderen Firmen Praktikum gemacht, wo man mich als bescheuert hingestellt hat. Dort musste ich leider auch schon Sätze hören, wie: „Sie können nichts, sie bringen nichts!“
Herr Ostrowski: Für mich stellt sich die Frage. Hast du in dem Jahr, das du jetzt hier bist, gemerkt, dass du geistig ganz anders gefordert wirst?
Norman: Auf jeden Fall. Ich bin auch viel selbstbewusster geworden. Vorher habe ich viel an mir gezweifelt und hatte eben auch Depressionen.
Herr Ostrowski: Hast Du eigentlich in der Werkstatt jemanden, der dir zur Seite steht, wenn du Dinge reflektieren möchtest, die vielleicht hier passieren.
Norman: Eigentlich nicht. Wenn ich damit kommen würde, wären die meisten überfordert.
Herr Ostrowski: Weil das können wir hier nur bedingt leisten.
Norman: Die Reflektion fehlt mir ein Stück weit, weil ich keinen richtigen Ansprechpartner habe. Ich habe eine Person, die mir als begleitender Dienst zur Seite steht. Aber die hat andere Sachen zu tun, als mir zuzuhören. Zum Beispiel brauche ich Hilfe, wenn es Behörden und Ämter geht. Meine Betreuung lässt mir aber auch freie Hand, ich kann selbst entscheiden, was ich alleine schaffe.
Gerade am Wochenende fehlt mir ein Ansprechpartner, da bin ich quasi allein. Deswegen lese und schreibe sehr viel. Mir fehlt eine Familie. Meine Geschwister haben alle eine.
In der Abteilung hört man mir schon zu, aber ich merke auch, wenn es zu viel wird. Deshalb sage ich auch: „Wenn ich zu viel rede, dann unterbrecht mich. Bitte holt mich aus meinem Redeschwall raus.“ Das habe ich hier gelernt. Es nützt ja nichts, wenn ich einen Monolog halte, obwohl ich eigentlich in die Diskussion will.
Ich werde nächstes Jahr ein Projekt machen, in dem es darum geht, ob Inklusion in der Bildung richtig oder falsch ist.
Ich werde nächstes Jahr ein Projekt machen, in dem es darum geht, ob Inklusion in der Bildung richtig oder falsch ist. Dafür möchte ich mit einem Gymnasium und einer Förderschule zusammenarbeiten. Ich will schauen, wie die Schüler aus den einzelnen Schulen dazu stehen. Ich möchte ein Papier erstellen, bei dem es darum geht, wie Inklusion in der Schule gelingen kann. Das betrifft am Ende nicht nur die Bildung von Kindern, sondern auch von Erwachsenen.
Ich selbst bin in eine Förderschule gegangen. Dann hatte ich ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ). (Anmerkung der Redaktion: Das Berufsvorbereitungsjahr ist ein einjähriger, vollzeitschulischer Bildungsgang, der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss die Möglichkeit gibt, diesen nachzuholen, sich beruflich zu orientieren und auf eine Ausbildung vorzubereiten.) Ich wollte gern den 9. Klasse Hauptschulabschluss machen. Ich hatte auch überall immer einen guten Notenschnitt von 1,8 – aber durch meine Behinderung haben sie mir das alles nicht anerkannt. Mir wurde der Abschluss verweigert. In der Berufsschule fehlte mir die Praxis, weil man mir nichts zugetraut hat.
Eigentlich war ich mit meinen Fähigkeiten und Noten komplett falsch in der Werkstatt. Ich weiß, dass ich meine Unsicherheiten habe, aber es wurde mir einfach nichts zugetraut. Im IBZ fühle ich mich nun endlich angekommen. Hier traut man mir etwas zu. Ich weiß, dass ich langsamer bin, ich überlege lange, ob etwas richtig ist. Einfach weil ich früher sehr unsicher war.
Ich arbeite hier in einem Großraumbüro. Dort habe ich meinen eigenen Platz. Wir sind insgesamt vier Leute im Büro. Wir tauschen uns dort auch viel aus. Irgendwie bin ich hier überall involviert und gebe Anstöße mit Blick auf die Inklusion. Ich versuche überall mitzudenken.
Herr Ostrowski: Du schaust mit deiner Brille auf die Projekte. Und das ist natürlich für uns ein Gewinn.
Norman: Was mich glücklich macht, ist dass ich ernst genommen werde. Meine Hinweise oder Anregungen werden wirklich geprüft und umgesetzt. Ich kann meine Kompetenzen einsetzen.
Mir fehlt aber im privaten Bereich noch ein Ansprechpartner auf Augenhöhe, da ich im Kontext Wohnheim niemanden habe. Das wäre schon ein Wunsch von mir.
Komplett alleine möchte ich aber auch nicht wohnen, weil ich ganz alleine auch nicht klarkomme. Ich brauche schon bei manchen Dingen Hilfe. Ich weiß, wo meine Grenzen liegen. Wenn beispielsweise die Spastik in meinen Körper reinschießt, dann war es das für mich, dann brauche ich Hilfe. Die Arbeit stabilisiert mich, aber sie kann nicht alles kompensieren.
Ein anderes Problem ist die Mobilität im ländlichen Bereich. Vor allem am Wochenende fährt eigentlich nichts. Aber ich bin prinzipiell auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Da muss man sich organisieren. Der Bus kommt nicht oft, auch unter der Woche. Ich will aber eigenständig sein. Deshalb schaue ich, wie ich auf Arbeit komme. Es gibt also einige Herausforderungen, die ich meistern muss. Das ändert aber nichts daran, dass ich in Zukunft zusammen mit dem IBZ noch mehr meine Möglichkeiten ausschöpfen möchte.
Herr Ostrowski: Nichts ist ausgeschlossen. Es gibt auch Mittel und Instrumente, um Norman auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Wir werden sehen, wie es sich für alle Beteiligten entwickelt.
Interview geführt am: 24. Juli 2025
Interview veröffentlicht am: 09. Oktober 2025
Link zum IBZ: https://www.ibz-marienthal.de/