Stefan und Florian von Inclusive Gaming, Leipzig
Wir sind die Inclusive Gaming GmbH, eine Firma, die sich im Februar 2024 gegründet hat. Unsere Unternehmung gibt es aber schon etwas länger, denn im August 2022 haben wir an der Universität Leipzig mit dem EXIST Gründungsstipendium angefangen und danach ein Folgestipendium von der Sächsischen Aufbaubank erhalten.
Mein Name ist Stefan, ich komme aus Thüringen und habe in Ilmenau Informatik studiert. Am Ende meines Studiums fasste ich den Entschluss nach Leipzig zu ziehen, um hier eine eigene Firma zu gründen. Über diesen Weg habe ich auch meine beiden Kollegen Florian und Christian kennengelernt.
Ich bin Florian, Mitgründer der Inclusive Gaming GmbH, habe BWL und VWL studiert und über 15 Jahre im Projektmanagement gearbeitet. Ich bin für die Projektleitung, das Organisatorische und Finanzielle zuständig.
Christian ist unser dritter Mitgründer. Mit ihm habe ich einige Projekte im Kunst- und Kulturbereich gemacht. Er war es auch, der mir damals die Idee von Inclusive Gaming vorstellte und mich fragte, ob ich dabei sein will. Ich sagte ja und zog von Berlin nach Leipzig. Ursprünglich komme ich aber aus Kassel.
Stefan: […] ich stellte fest: Okay, für blinde Menschen gibt es im Bereich Videospiele eigentlich fast nichts.
Stefan: Wie es zu der Idee kam? Schon während meines Studiums habe ich immer etwas mit Gaming gemacht, wollte das aber mit etwas Innovativem und Sozialem verbinden. Der Aha-Moment kam dann tatsächlich ganz zufällig, als ich einen Podcast von GameStar hörte, bei dem ein blinder Mensch erzählte, wie er Videospiele spielte, die gar nicht für blinde Menschen gemacht sind. Das hat mich damals fasziniert und ich stellte fest: Okay, für blinde Menschen gibt es im Bereich Videospiele eigentlich fast nichts.
Dann kam die Coronazeit und es zeigte sich, wie wichtig die Digitalisierung ist, um sich mit anderen auszutauschen. Für mich war vor allem das Videospielen mit meinen Freunden total wichtig, denn wir haben gespielt und uns nebenbei noch über den Tag unterhalten. Die Möglichkeit zu solchen Interaktionen haben blinden Menschen nur sehr wenig bis gar nicht. Das wollte ich ändern.
Über den Verein „Games & XR Mitteldeutschland e.V.“ erfuhr ich vom EXIST Gründungsstipendium. Ich habe dort angefragt, meine verrückte Idee erklärt und dass ich das Stipendium mit der Uni Leipzig zusammen beantragen möchte. Über meine Anfrage habe ich Christian und einen dritten Kollegen getroffen. Christian ist seit 15 Jahren Freelancer im Audio- und Kompositions- und Soundbereich.
Zu Dritt haben wir ein Jahr lang an dem Antrag für das Gründungsstipendium gesessen. Und weil damals die Corona-Zeit war, haben wir uns nie persönlich getroffen, sondern nur online.
Das Gründungsstipendium haben wir bekommen, aber der Dritte im Bunde ist zu diesem Zeitpunkt ausgestiegen, weil er doch etwas anderes machen wollte. Christian hat dann Flo ins Rennen geschickt. Seitdem sind wir die drei Köpfe hinter Inclusive Gaming.
Auf dem Weg haben uns viele Institutionen, gerade vor Ort begleitet, ohne die wir hier nicht wären. Neben dem „Games & XR“ e.V. und den Blinden- und Sehbehindertenverbänden waren es vor allem die Uni Leipzig mit der Gründungsinitiative SMILE und dem Fachgebiet von Frau Prof. Ganguin, aber auch Inkubatoren und Acceleratoren wie die Gründungsinitiative MEDIAstart, R42 und Impact Hub und Förderungen wie eben EXIST, die Mitteldeutsche Medienförderung, „Unternehmen Revier“ und das Stipendium der Sächsischen Aufbaubank, die alle samt unsere Unternehmung erst möglich gemacht haben. Durch die ganzen tollen Universitäten wie die Universität Leipzig, die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK), die Hochschule Macromedia Leipzig und die Hochschule Mittweida können wir auch ganz prima mit Studierenden arbeiten und ihnen hoffentlich bald eine Perspektive bieten.
Bei der Entwicklung unserer Ideen haben wir natürlich immer geschaut, was es schon gibt. Es existieren bereits Audio-Games, also Spiele die man nur über Audio spielt, und ein paar Spiele, die ein Barrierefreiheits-Feature bekommen haben. Darunter sind auch ein paar wenige Spiele von großen Firmen, wie Microsoft. Insgesamt gibt es aber sehr wenige Spiele für blinde und sehbehinderte Menschen.
Florian: Man muss dazu sagen, dass gerade im PC-Bereich viele Spiele nicht barrierefrei sind. Es sind dann die Communities, die Modifikationen erstellen, um bestimmte Arten von Barrierefreiheit herzustellen. Dafür braucht man aber technisches Wissen.
Flo: Wenn man mal tatsächlich die Augen schließt und versucht, sich blind zu orientieren und zu verstehen was wo ist, merkt man erst, wie super schwierig das ist.
Das technische Wissen haben wir, aber wir sind selbst nicht sehbehindert oder blind. Deshalb haben wir uns nach und nach eine eigene Community von blinden und sehbehinderten Gamer*innen aufgebaut. Wir werben dafür, dass die Leute uns unterstützen. Denn es ist uns bewusst, dass es ein Unterschied ist, ob jemand, der sehen kann, blind spielt, oder ob man tatsächlich blind ist und spielt. Die Wahrnehmung ist eine ganz andere. Wir verlassen uns so stark auf unser Sehen - das Hören ist bei uns quasi eingeschränkt. Blinde Menschen hören ganz anders als wir, beziehungsweise erfassen alles viel schneller als wir. Wenn man mal tatsächlich die Augen schließt und versucht, sich blind zu orientieren und zu verstehen was wo ist, merkt man erst, wie super schwierig das ist.
Es gibt vielleicht eine Hand voll Spiele, die auch für blinde oder sehbehinderte Spieler*innen barrierefrei spielbar sind, was eigentlich traurig ist. Deshalb leisten wir auch ganz viel Aufklärungsarbeit. Viele Menschen sind sich einfach des Themas nicht bewusst und können sich auch nicht vorstellen, wie das funktionieren kann - blind und spielen?
Stefan: Wir drei Gründer hatten vorher mit den Themen Blindheit und Behinderung nichts zu tun. Deshalb war und ist das für uns auch ein ganz großer Lernprozess. Wir haben sehr viel Zeit darauf verwendet, Prototypen in sehr enger Zusammenarbeit mit unserer Community zu entwickeln. Nur so können wir verstehen, welche Probleme es gibt und wie groß das Spektrum im Bereich Sehbehinderung und Blindheit ist.
Florian: Wir haben dafür beispielsweise auch Simulationsbrillen, die verschiedene Sehbehinderungen simulieren.
Stefan: Aktuell haben wir keinen blinden Menschen in der Firma, das ist ein valider Kritikpunkt. Wir wollen das aber perspektivisch ändern. Im Programmierbereich wäre es beispielsweise sehr gut, einen blinden oder seheingeschränkten Menschen einzustellen.
Unsere Community haben wir über die Blinden und Sehbehinderten Verbände aufgebaut. In Deutschland gibt es verschiedenste Unter- und Kleingruppen die wir kontaktiert haben. Auf der SightCity Messe haben wir auch viele Menschen und Vereine getroffen und Kontakte geknüpft. Aktuell unterstützen uns etwa 50 Leute.
Stefan: Wenn wir von vollblinden Spieler*innen reden, müssen wir alle visuellen Aspekte, alles was man mit den Augen am Computer schnell erfasst, in einen anderen Kanal bringen. Das ist dann der Audio Kanal.
Bei der Entwicklung eines Spiels müssen wir zwischen vollblind, geburtsblind, späterblindet und verschiedene Sehbehinderungen unterscheiden. Wenn wir von vollblinden Spieler*innen reden, müssen wir alle visuellen Aspekte, alles was man mit den Augen am Computer schnell erfasst, in einen anderen Kanal bringen. Das ist dann der Audio Kanal. Vieles geht also dann über das Hören oder haptisches Feedback, beispielsweise die Vibration des Controllers. Gerade im Audiobereich hat man die Möglichkeit, dreidimensionale Audioeffekte im Raum zu platzieren. Diese Effekte kann man über handelsübliche Kopfhörer unterscheiden - also was rechts oder links, vorne oder hinten, oben oder unten ist. Und dann gibt es noch die Screenreader Ausgabe für Blinde. Damit ist es möglich, bestimmte Elemente im Spiel auszugeben. Dafür müssen die Elemente für den Screenreader lesbar sein.
Florian: Ein Beispiel sind die Menüs, die dann vorgelesen werden können. Oder man hält zusätzliche Informationen für den Screenreader bereit, die vielleicht so nicht sichtbar sind, sondern nur gesprochen werden.
Stefan: Für den Audiobereich haben wir Chris als unseren Profi. Der zum einen Stimmenaufnahmen einspricht, und zum anderen auch gutes Sounddesign machen kann. So kann man über den Sound erfahren, was man im Spiel für ein Objekt vor sich hat.
Gesteuert wird das Spiel klassisch über die Tastatur oder einen Controller. Spracheingabe kann auch eine Möglichkeit sein, damit experimentieren wir auch.
Florian: Wir wollen alle Spieler*innen ansprechen. Es wäre ja auch keine richtige Inklusion, wenn das Spiel nur für eine Zielgruppe wäre.
Florian: Letztendlich wollen wir auch keine Spiele nur für blinde Menschen machen. Wir wollen alle Spieler*innen ansprechen. Es wäre ja auch keine richtige Inklusion, wenn das Spiel nur für eine Zielgruppe wäre. Wir wollen gerade das Soziale beim Spielen unterstützen, dass man zusammenspielt und sich austauscht.
Gerade entwickeln wir unser erstes richtiges Spiel. Dabei denken wir die Barrierefreiheit gleich von Anfang an mit. Es sind so viele verschiedene Aspekte zu beachten, die Probleme machen würden, wenn man sie nicht von Beginn an mitdenkt. Wir schauen beispielsweise bei der Farbpalette darauf, dass man die Objekte gut unterscheiden kann, egal welche Fehlsichtigkeit man hat. Das ist natürlich ein Mehraufwand, der dahintersteckt.
Der Punkt ist, dass viele Entwickler*innen die Barrierefreiheit auf dem Schirm haben, aber den Aufwand meistens doch nicht betreiben, weil sie merken, wie teuer das eigentlich ist. Wenn man beispielsweise eine Website BITV-konform (Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz) macht, ist das unglaublich teuer. So ähnlich ist es bei Spielen auch. Es würden gern viele machen, aber am Ende sind das Kosten, die eingespart werden.
Stefan: Es gibt eine bundesweite Games-Förderung. Dort wurde jetzt ein erster Schritt unternommen, um etwas für die Barrierefreiheit zu tun. Dafür wurde ein Branchendialog durchgeführt, zu dem wir auch eingeladen waren. Man konnte in Workshops darüber reden, welche Features im Rahmen der Förderung umgesetzt werden müssen. Aber man kann natürlich gerade von jungen Studios nicht verlangen, dass alle mögliche Features für die Barrierefreiheit umgesetzt werden, denn das ist ein riesiger Aufwand.
Auf der anderen Seite merken wir auch im universitären Bereich, dass das Interesse an Barrierefreiheit groß ist. Wir haben selbst viele Praktikant*innen, die ihre Bachelorarbeit im Bereich barrierefreies Gamen schreiben möchten.
Florian: Eine Vermarkung unseres Wissens ist auf jeden Fall auch eine Option, über die wir nachdenken. Aber dafür fehlen uns momentan noch die Kontakte. Bisher hatten wir vereinzelt die Gelegenheit, in Vorträgen unser Wissen zu zeigen, aber wir brauchen in dem Bereich noch bessere Schnittstellen.
Stefan: Aktuell betrifft unsere Spielentwicklung im Bereich Barrierefreiheit tatsächlich „nur“ die Bereiche Blindheit und Sehbehinderung. Wir haben uns aber absichtlich „Inclusive Gaming“ genannt, weil wir unser Spektrum erweitern und auch andere Bereiche ansprechen wollen.
Aber schon bezüglich blinden und sehbehinderten Menschen ist es nicht so einfach, alles abzudecken. Aber wir versuchen es über die Optionen des Spiels zu leisten. Dort kann man schon vieles einstellen und anpassen, beispielsweise verschiedene Kontraste.
Florian: Es bleibt ein Prozess, und es kommen immer wieder neue Sachen dazu.
Stefan: Wir selbst spielen auch blind, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Danach geben wir es an die Tester weiter. Es ist natürlich nicht das Gleiche, wie wenn es eine blinde Person spielt, aber es zeigt uns, ob das Spielen überhaupt möglich ist.
Florian: Wir haben in unserer Projektentwicklung immer zeitig mit dem Testen begonnen, damit später keine Probleme auftauchen. Wir wollen wissen, ob das, was wir uns vorstellen, auch für blinde Spieler*innen funktioniert. Es ist unser Ziel, dass sehende und blinde Spieler*innen ein ähnliches Spielerlebnis haben, wir werden es sicher nicht 100-prozentig schaffen, aber es ist unser Ziel.
Durch unsere Prototypen haben wir schon wichtige Erfahrungen gemacht. Wir hatten beispielsweise alle Informationen zum Spiel eingesprochen. Darauf haben wir das Feedback bekommen, dass viele Spieler*innen lieber die Ausgabe über den Screenreader haben wollen, weil dort die Geschwindigkeit einstellbar ist. Der normalgesprochene Text ist viel zu langsam für sie.
Stefan: Besonders bei wiederkehrenden Informationen ist das wichtig. Das zeigte sich beispielsweise bei unserem Prototypen mit dem Namen „Dinonid“. Den haben wir innerhalb von wenigen Tagen entwickelt und im Nachhinein barrierefrei gemacht. Bei dem Spiel hat man ein 5 x 5 Feld (ähnlich wie bei Schach). In den Eckfeldern hat man zwei Dinos und verschiedene Hindernisse auf den anderen Feldern. Aufgabe ist es, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen und die Dinos mit dem Cursor zusammenbringen. Ein ganz einfaches Spielprinzip also.
Wir haben uns überlegt, dass man sich die Felder auslesen lassen kann: Auf E2 steht der Dino, auf E4 ist ein Stein usw. So sollte man das Spiel blind spielen können. Dafür hat Chris ein Tutorial eingesprochen. Darauf kam das Feedback, dass das Tutorial cool eingesprochen war, weil Chris mit vielen Emotionen arbeitet, was vor allem für das jüngere Publikum echt schön ist. Aber wiederkehrende Dinge, beispielsweise Feld A2 oder etwas anderes, waren viel zu langsam eingesprochen.
Das Spiel haben wir selbst gespielt. Wir haben dabei eher geschaut, wo ist mein Dino und welche Felder sind drumherum, wo muss ich als nächstes hin. Es gab einige blinde Leute, die es auch so gemacht haben. Aber es gab auch welche, die sich alle 25 Felder samt Objekten auf den Feldern eingeprägt haben. Sie haben dann quasi eine Karte im Kopf. Das kann ich beispielsweise gar nicht. Aber es zeigt, die unterschiedlichen Herangehensweisen an ein Spiel.
All diese Informationen versuchen wir, in unsere Spielentwicklung einfließen zu lassen. Die aktuelle Prototypen-Entwicklung nennt sich Zoo-Chaos. Das Projekt ist von der Mitteldeutschen Medienförderung gefördert. Die Geschichte des Spiels dreht sich grob um drei Zootiere, die zusammen in einer Band gespielt haben, die sich aber auf Grund von Streitigkeiten aufgelöst hat. Showmaster Frank ruft die Band aber wieder zusammen, denn er will ein großes Event auf dem Mars veranstalten. Auf dem Mars kommt aber heraus, dass Frank die drei Musiker reingelegt hat und sie mit auf seinen Planeten mitnimmt. Dort müssen sich die drei Zoo-Tiere gegen Roboter und andere Tiere in Musikkämpfen behaupten.
Florian: Der Bereich Musik-Battle ist ein Teil, aber es gibt noch den Adventure-Bereich mit Rätseln und anderen Tieren.
Stefan: Das Spiel besitzt viele lustige Charaktere. Die werden von unseren zwei Mitarbeiterinnen Sassi und Gesine entwickelt, die aus dem Art-Bereich kommen. Die Zwei können richtig coole Figuren zeichnen und Chris kann sie vertonen und Geschichten drumherum erzählen. Das unterstreicht wieder unser Ziel, dass es für alle ein spannendes Spiel sein soll.
Von der SightCity Messe wurden wir jetzt gefragt, ob wir einen „blind Gaming“-Raum machen. Dort werden sich neben uns auch andere Spiele-Entwickler*innen präsentieren, die für blinde Menschen Sachen machen. Darunter ist dann auch Microsoft, die ein Spiel für blinde Menschen haben. Es wird aber auch analoge Spiele geben. Es gibt beispielsweise Leute, die Ravensburger Spiele barrierefrei machen.
Florian: Wir haben beispielsweise gerade ein Projekt mir mobilitätseingeschränkten Senior*innen. Dort können wir auch einige Erfahrungen aus unserer Spieleentwicklung einbringen.
Florian: Solche Auftragsprojekte sind spannend und wichtig für uns, um uns finanziell zu unterstützen, damit wir Spielentwicklung machen können. Wenn es dann zusätzlich auch einen sozialen Aspekt hat, ist es natürlich von Vorteil. Manchmal lassen sich Erkenntnisse aus dem einen Bereich in einen anderen übertragen.
Wir haben beispielsweise gerade ein Projekt mir mobilitätseingeschränkten Senior*innen. Dort können wir auch einige Erfahrungen aus unserer Spieleentwicklung einbringen. Es ist ja auch eine Art von Barrierefreiheit, eine altersgerechte Anwenderoberfläche zu gestalten. Wir versuchen die Anwendung so einfach wie möglich zu gestalten, weil es bei Senior*innen einige Technikängste gibt. Damit niemand überfordert ist. In diesem Projekt nutzen wir beispielsweise auch KI.
Stefan: Wir gehen aktuell mit der KI-Entwicklung mit. Ich selbst komme auch aus dieser Richtung. Ich habe im Studium Spieleentwicklung gemacht und mich mit Neuroinformatik beschäftigt, also dem Entwickeln von KI-Modellen in der Robotik. Wir schauen, welche Möglichkeiten es gibt, Spiele automatisiert barrierefrei zu machen. Das ist alles total spannend.
Florian: Eine Erfolgsaussicht unserer Spiele kann man nicht prognostizieren, aber wir versuchen etwas Schönes und Cooles zu machen. Wie es dann ankommt, das wird man sehen, denn der Spiele-Markt an sich ist schon riesig. Was uns natürlich hilft ist, dass die Kombination aus coolem Videospiel und Inklusion gerade einen Nerv trifft. Denn auch große Unternehmen wie Microsoft oder Sony versuchen verstärkt Entwickler*innen zu animieren, Barrierefreiheit zu integrieren, und dadurch bekommen wir auch Aufmerksamkeit. Wir haben vor Kurzem den Sächsischen Inklusionspreis gewonnen, weil es sehr wenige gibt, die sich mit diesem speziellen Thema befassen. In Deutschland sind wir eigentlich das einzige Unternehmen mit dieser Ausrichtung. Jetzt sind wir dabei in Deutschland bekannter zu werden. Nur im Ausland kennt uns noch keiner. Da müssen wir noch etwas tun.
Stefan: Wir versuchen unseren Fokus auf die Spieleentwicklung zu legen, einfach weil wir denken, dass unsere Spiele cool sind und Spaß machen.
Florian: Aber auch in der blinden und sehbehinderten Community gibt es verschiedene Vorlieben bei Spielen, Es ist am Ende eine Frage der Inszenierung des Spiels, um möglichst viele anzusprechen.
Stefan: Manchmal hatten wir natürlich auch das Gefühl: Die Community bringt uns etwas - aber was geben wir zurück? Wir haben dann akzeptiert, dass die Leute aus der Community uns unterstützen, weil sie sich am Ende auf ein cooles Spiel freuen.
Stefan: Das Thema Inklusion war für mich ein Annäherungsprozess. Ich hatte früher auch so eine gefühlte Distanz zu blinden Menschen, einfach weil man die Welt der anderen Person nicht versteht oder den Unterschied nicht kennt. Mir fehlten früher die Situationen, in denen ich mit blinden Menschen in Kontakt gekommen bin. Nur beim Schach habe ich mal einen blinden Spieler gesehen, das fand ich sehr beeindruckend. Mittlerweile habe ich aber keine Berührungsängste mehr.
Für mich war es am Anfang auch neu, wie ich auf Verbände zu gehe. Manchmal hatten wir natürlich auch das Gefühl: Die Community bringt uns etwas - aber was geben wir zurück? Wir haben dann akzeptiert, dass die Leute aus der Community uns unterstützen, weil sie sich am Ende auf ein cooles Spiel freuen.
Florian: Ich hatte im Vorfeld fast gar keine Berührungspunkte zu Menschen mit Behinderungen. Ich fand und finde es bewundernswert, was für starke Persönlichkeiten wir im Rahmen unserer Firma treffen. Menschen mit einer Behinderung stellen sich allen Widrigkeiten des Alltags. Denn, sind wir ehrlich, die Welt da draußen ist nicht barrierefrei.
Stefan: Wir haben regelmäßige Community MeetUps in unserer Discord-Gruppe. Dort quatschen wir mit den Leuten nur über Audio. Oft gehen die Treffen von 19 bis 23 Uhr. Dabei lerne ich total viel. Einfach weil die Leute so viel zu bereden haben, nicht nur übers Gaming. Die Mitglieder helfen sich gegenseitig und unterstützen sich. Manchmal ist es auch sehr technisch, aber natürlich nicht nur.
In die Zukunft sehe ich sehr optimistisch. Es wird nicht einfach werden, aber wir sehen das Potential, weil gerade das Interesse so groß ist. Wir hoffen, dass die kommenden politischen Veränderungen, nicht zu sehr Einfluss auf die Entwicklung nehmen.
Florian: Es gibt natürlich trotzdem wirtschaftliche Zwänge. Wir müssen unsere Firma auf stabile Beine bekommen. Aber die Bedürfnisse sind da und wir versuchen sie zu bedienen. Man muss immer bedenken, dass eine Behinderung oder Krankheit jeden jederzeit treffen kann.
Interview geführt: 04. Februar 2025
Interview veröffentlicht am: 15. April 2025
Weiterführende Links:
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- Website von Inclusive Gaming: https://inclusive-gaming.de/