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Aus dem Bauch heraus: Wünsche für ein inklusives Sachsen

Persönliche Stimmen von Betroffenen

Wir wollen ein inklusives Sachsen. Wir arbeiten daran. Wir - die Redaktion vom Inklusionsnetzwerk Sachsen haben Betroffene gefragt und Stimmen aus dem Bauch heraus eingefangen. Zum Beispiel: Was sollte 2018 im Hinblick auf Inklusion in Sachsen angepackt werden? Oder: Was wünschen Sie sich persönlich für Ihre Region, Ihr Umfeld, Ihren Betroffenenkreis?

 

In einem Satz auf dem Punkt gebracht, hat es Daniela Richter, Büro der Beauftragten für Menschen mit Behinderungen in Dresden: „Wir brauchen Menschen mit Mut, Offenheit, Experimentierfreude – bezogen auf alle Menschen, weg von Vorurteilen und Ängsten vor dem anderen“.

Heike Goldberg, Verein Eltern und Freunde hörgeschädigter Kinder Dresden e.V., sagt spontan und hat die Zukunft der gehörgeschädigten Kinder im Blick: „Es sollte selbstverständlich sein, dass sie im Normalbereich in die Kita und zur Schule gehen können und somit beste Bedingungen für einen hörgerichteten Spracherwerb haben. Es sollte endlich im Alltag das Normalste der Welt sein, dass es hier auch Kinder mit Behinderungen gibt.“

Und zusammengefasst – ihre dringende Bitte: „Die "Nichtbehinderten" sollten den täglichen Umgang mit ihnen "üben" und sich daran gewöhnen, dass man nicht von allen das gleiche fordern muss/kann. Behinderte Kinder/Menschen geben gern alles, und man sollte ihre Leistungen und Erfolge fordern, fördern und honorieren. Die Behinderung muss aus den Köpfen der Nichtbehinderten raus! Macht es den Eltern dieser Kinder nicht noch schwerer!“

Die Interessenvereinigung für Körperbehinderte des Muldentales e.V., Jörg Schirdewahn schreibt der Redaktion: „Um es ganz einfach und unkompliziert auszudrücken, getreu unserem Vereinsslogan, der da lautet: „SELBSTBESTIMMT LEBEN IN EINER WELT OHNE BARRIEREN“. Dazu gehört vor allem die Bewusstseinsbildung, das heißt die Barrieren in den Köpfen müssen beseitigt werden. Oder anders ausgedrückt, zur Bewusstseinsbildung gehört, dass die Menschen mit Behinderungen ihre (Menschen-)Rechte kennen, ebenso, wie  dass alle Menschen ein Bewusstsein für die Schwierigkeiten von Menschen mit Behinderungen entwickeln. Nur so kann Inklusion wirklich funktionieren.“

„Das ganze Thema braucht mehr Öffentlichkeit“, fasst Dirk Schmidt vom
Verein Inklusion in Dresden (INDD e. V.) zusammen. „Allerdings nicht nur durch Gesetze und Paragraphen, sondern gelebte Inklusion“. Er als Rollstuhlnutzer wünsche sich mehr Barrierefreiheit, die nicht ständig durch DIN-Vorschriften blockiert wird. Das fange schon bei mehr Rampen an Geschäften und öffentlichen Gebäuden an oder auch gut sichtbaren Parkplätzen für Menschen mit Behinderung. Dirk Schmidt erlebe oft, dass Behindertenparkplätze ersatzlos gesperrt werden, zum Beispiel an der Kreuzkirche Dresden. Für gelebte Inklusion ergänzt er als positives Beispiel:  „Ich war letzte Woche auf Teneriffa und es war erstaunlich wie viele Rampen es überall gab und vor allem wie viele improvisierte Rampen vor den einzelnen Geschäften. Selbst am Strand gibt es alle paar hundert Meter Wege und Toiletten für Rollifahrer“.

Der Vorstand vom Landesverband der Gehörlosen Sachsen e.V. formuliert es so:„Ein gelungenes inklusives Sachsen bedeutet für uns barrierefreie Kommunikation und somit ganzheitliche Teilhabe. Die Teilhabe gehörloser Sachsen ist nur mit Gebärdensprache zu realisieren. Dafür müssen im Jahr 2018 weitere gesetzliche Regelungen getroffen werden, welche diese barrierefreie Kommunikation zeitnah absichern.“

Inklusionsbotschafterin, Annett Heinich wünscht sich für Ihre Stadt Dresden: „Ganz persönlich wünsche ich mir, dass Barrierefreiheit einen höheren Stellenwert bekommt und dass Baupläne, wie die zur Sanierung des Kinos "Schauburg", nicht genehmigt werden. In der "Schauburg" wird es nach den umfangreichen Baumaßnahmen keinen Aufzug, nicht mal Treppenlifte, sondern nur eine Treppenraupe geben“. Und für ihr Stadtteilprojekt für ein inklusives Miteinander – wünsche sie sich bestes Gelingen (siehe Projekt "NEUstattTRAUM - NEUSTADT(t)RAUM" www.facebook.com/neustattraum)

Für andere Betroffene und Vertreter der Selbsthilfe formuliert Annett Heinich den Wunsch für 2018 so: „Ich wünsche mir Ressourcen, die helfen, Menschen mit Behinderungen (auch und gerade Menschen mit Lernschwierigkeiten) in die Lage zu versetzen, sich gut informiert und auf Augenhöhe mit Entscheidern auszutauschen und inklusive Prozesse mit anzuschieben und zu begleiten. Es braucht gute Projekte, die das Empowerment stärken und es braucht Selbstvertretungsremien, die wirklich gehört werden.“

Birger Höhn, Inklusionsbotschafter  sieht eine sehr lange Liste der inklusiven Baustellen in Sachsen vor seinen Augen laufen: „Wichtig fände ich, dass dort, wo es kommunale Aktionspläne zur Umsetzung der UN-BRK gibt, diese auch konsequent umgesetzt, eingehalten und ebenso konsequent überprüft werden“.  Sachsenweit halte er es zudem für wichtig, dass Behindertenvertretungen der Selbsthilfe und Selbstverwaltung deutlich mehr gestärkt werden. Am Herzen liegen Birger Höhn auch die Umsetzung des Sächsischen Landesaktionsplans zur Realisierung der UN-Behindertenrechtskonvention und das in Abstimmung befindliche Ausführungsgesetz zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes.

Vielen Dank für die offenen und ehrlichen Meinungen!

Sie möchten auch Ihre Meinung oder Ihre Ansicht zum Thema „Was sollte 2018 in Hinblick auf Inklusion in Sachsen angepackt werden“ mitteilen? Wir laden Sie ein, sich bei Facebook darüber auszutauschen.
www.facebook.com/inklusionsnetzwerksachsen

Die Redaktion vom Inklusionsnetzwerk Sachsen hat auch noch einen Wunsch: Bitte teilen Sie uns mit, worüber möchten Sie 2018 lesen und erfahren? Welche Themen sollen wir aufgreifen? Wo sollen wir nachhaken? Schreiben Sie uns redaktion@inklusionsnetzwerk-sachsen.de

Das Team vom Inklusionsnetzwerk Sachsen wünscht Ihnen allen ein frohes, besinnliches und schönes Weihnachtsfest sowie ein gesundes und gutes neues Jahr.

 

Teaserfoto: Openclipart-Vectors, pixabay.com

Frau spricht durch Megaphone als Scherenschnitt in Schwarz

Urheber: Openclipart Vectors, pixabay. com