Ich. Du. Wir. – Miteinander auf Augenhöhe
„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“, bestätigt uns der Klassiker von den Comedian Harmonists. Und so ist es auch. Die richtigen Freunde finden, ist jedoch nicht immer leicht. Die spendenfinanzierte Stiftung Bildung hilft dabei mit ihrem aktuellen Programm „Chancenpatenschaften - Miteinander auf Augenhöhe“ ein wenig nach.
Freunde aus unterschiedlichen Familien zusammenbringen
Andreas Petermann, Projektmanager für Sachsen bei der Stiftung Bildung, erklärt wie es funktioniert: „Es finden sich zwei Kinder oder Jugendliche als ein Tandem zusammen. Es sollen nicht zwei Freunde sein, sondern wirklich zwei verschiedene Kinder mit unterschiedlichen Teilhabechancen im gleichen oder ähnlichen Alter. Uns ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche zusammenkommen, die sich sonst eher nicht begegnet wären. Zum Beispiel Alex im Rollstuhl und Paul, der Fußballer aus der Parallelklasse. Oder Marlene aus der Kindergartengruppe Schmetterling und Fatima, das neue Kind aus Syrien, das jetzt in die Kindergartengruppe Roter Ball geht. Wir möchten den Anschub zu einer Freundschaft geben.“
Kein klassischer Projektantrag – sondern zwei unbürokratische Teilnahmebögen
Das Tandemprogramm ist Teil des Bundesprogrammes „Menschen stärken Menschen“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Stiftung Bildung organisiert und koordiniert diese Förderung vor Ort. Kindergärten und Schulen können über ihre jeweiligen Fördervereine einen niederschwelligen Antrag für das Programm „Miteinander auf Augenhöhe“ bei der Stiftung Bildung stellen. „Das ist ganz einfach“, sagt Andreas Petermann. „Es sind nur zwei Bögen auszufüllen. Wir wollen ganz bewusst auf Bürokratie verzichten.“ Unterstützt wird jedes Tandem mit 190 Euro pro Kalenderjahr.
Ideen für gemeinsame Unternehmungen
Nun zurück zur Freundschaft. Die verantwortlichen Lehrer*innen, Erzieher*innen oder Sozialarbeiter*innen organisieren das Kennenlernen der Tandems. „Meist haben die Einrichtungen gute Ideen in der Schublade“, berichtet der Projektmanager weiter. Sie gestalten beispielsweise Eltern-Cafés und stellen das Tandemprogramm vor oder bieten einen besonderen Kennlernnachmittag mit Spielen in der Schule an. „Oft haben die Sozialarbeiter an den Einrichtungen auch Vorschläge, welche Kinder gezielt angesprochen werden, denen ein Tandem guttun würde.“ Die Stiftung Bildung hält zudem ein Leitfaden mit Anregungen und Tipps bereit.
Haben sich die Kinder bzw. die Jugendlichen gefunden, werden gemeinsame Aktivitäten umgesetzt, entweder zu zweit oder als Tandemgruppe. Das können Ausflüge ins Museum sein, ein Bibliotheksbesuch oder das Mitmachen bei einem musikpädagogischen Angebot inklusive der Fahrkarte für den Weg. Im Kindergarten finden die Aktivitäten zumeist vor Ort statt.
Kinder haben gute Ideen
„Ein schönes Patenschaftsprojekt hatten wir in einem Kindergarten in Leipzig“, erinnert sich Andreas Petermann zurück. In der Kita mit offenem Konzept war auch ein Kind im Rollstuhl. Leider konnte es nicht in alle Räume, weil Wege mit Gegenständen und Spielzeug verstellt waren. Die Kinder hatten tolle Ideen: Sie klebten Wege als Spur mit verschiedenfarbigen Bändern ab. Hier durfte nichts mehr hin- bzw. zugestellt werden, so dass der Weg für das „Rollikind“ immer frei war. Zusätzlich baten die Kinder den Hausmeister gemeinsam Rollbretter zu bauen, um selbst die Erfahrung zu machen, wie es ist, sich auf Rollen zu bewegen.“
In der Regel umfasst das Tandemprogramm Aktivitäten in einer Dauer von drei bis sechs Monaten. „Unser Wunsch ist es, dass die Beziehung des Tandems in einer Freundschaft endet und lange andauert“, so die Stiftung Bildung. Die betreuenden Lehrer*innen bzw. Erzieher*innen begleiten die Tandems durch regelmäßig stattfindende Tandemtreffen zum Austausch und Feedback aus den Tandems. Die Stiftung Bildung bietet den betreuenden Personen auf Wunsch auch Seminare und Weiterbildungen zu einem Wunschthema an.
Auch Berufsschulen sind zur Teilnahme aufgerufen
2019 hat die Stiftung Bildung 210 Patenschaften in den sächsischen Kitas und Schulen initiiert. In diesem Jahr haben sich bereits 50 Tandems gefunden. „Wir würden uns freuen, wenn unser Angebot auch von Berufsschulen in Sachsen genutzt werden“, sagt Andreas Petermann ermutigend. Bisher haben sich Kindergärten und allgemeinbildende Schulen in Sachsen daran beteiligt. „Selbst wenn sich anfangs nur ein Tandem findet, unterstützen wir es gerne. Sollten sich dann weitere Tandems in der Einrichtung finden, ist das kein Problem. Das Förderprogramm ist flexibel und es gibt keine Fristen zum Einreichen der Tandembögen“, ergänzt der Projektmanager. Denn das wichtigste Ziel des Programmes ist neben der gefundenen Freundschaft, das Loslassen von Vorurteilen und Ängsten gegenüber den anderen Kindern mit unterschiedlichen Teilhabechancen.
Infos und Termine der Stiftung Bildung
Die Stiftung Bildung ist eine spendenfinanzierte Stiftung, die bundesweit Kitas und Schulen fördert. Sie macht sich stark für Vielfalt, Chancengleichheit und Partizipation in der Bildung. Die Stiftung Bildung wirkt über das bundesweite Netzwerk der Fördervereine an Kita und Schule direkt an der Basis, stärkt die Handelnden und lässt Ideen vor Ort Wirklichkeit werden. Ebenso stärkt sie die Arbeit der Landesverbände, so auch in Sachsen den Sächsischen Landesverband der Kita- und Schulfördervereine e.V. (SLSFV).
Seminarfachtag für ehrenamtliche Engagierte im Kita- und Schulfördervereinen
26. September 2020 in Leipzig,
Anmeldung über den Sächsischen Landesverband der Kita- und Schulfördervereine e.V. (SLSFV) www.slsfv.de
Fachtag "Chancen·Gerechte·Bildung"
28. November 2020 in Dresden
u. a. in Kooperation mit der Beauftragten für Menschen mit Behinderung der Landeshauptstadt Dresden, der Koordinierungsstelle Schulische Inklusion, Teach First Deutschland, Balu und Du sowie Kathrin Ibisch – Förderin für Potenzialentwicklung
Kontakt:
Andreas Petermann
Projektmanagement Sachsen
Telefon: 0175/377 8028
E-Mail: andreas.petermann@stiftungbildung.com
www.stiftungbildung.com/patenschaften/
https://slsfv.de/chancenpatenschaften/
Vielen Dank für das freundliche Telefoninterview.
Titelbild zum Patenschaftsprogramm „Chancenpatenschaften - Miteinander auf Augenhöhe“ Grafik: Stiftung Bildung