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Low Budget, High Hopes

Inklusives Kino in der Schauburg Dresden

Am 11. Februar 2019 lud das Dresdner Kino Schauburg zum inklusiven Kinonachmittag mit freiem Eintritt ein. Auf dem Programm standen der Film „All Inclusive“ des Regisseurs Eike Besuden, die Making-of-Dokumentation zum Film („Weserlust Hotel“), sowie ein Publikumsgespräch mit dem Regisseur und den Darsteller*innen Kevin Alamsyah und Melanie Socher.

„All Inclusive“ ist ein unterhaltsamer und unkonventioneller Film über Inklusion. Er begleitet den Protagonisten Ricky bei einem persönlichen Entscheidungsprozess: Führt er nach dem Tod seiner Mutter ihr Hotel „Weserlust“ fort, oder wird er es verkaufen? Vor dem Hintergrund dieses konkreten Entscheidungsprozesses verhandelt der Film jedoch auch übergeordnete Fragen: Wie weit lässt sich Ricky – der selbst eine Behinderung hat – von seiner Umwelt behindern, die ihm die Hotelführung nicht zutraut? Oder hört er auf seine Freund*innen, die von seinen Fähigkeiten überzeugt sind? Und vielleicht braucht die Situation für einen positiven Ausgang die Kooperation vieler verschiedener Menschen? Bemerkenswerterweise kommt das Filmprojekt ohne Motive der Trauer oder des Scheiterns aus, wie sie in Filmen über Protagonist*innen mit Behinderung leider immer noch verbreitet sind. Zwar ist auch Ricky mit Diskriminierung konfrontiert, behält aber stets seine Autonomie und seinen Humor, und kann auf den Rückhalt seiner Freund*innen zählen.

Der Spielfilm entwirft auf diese Weise positive Vorbilder, während die Dokumentation „Weserlust Hotel“ auf persönliche und humorvolle Art von den Dreharbeiten berichtet. Hier erhalten lustige, bestärkende Momente ebenso viel Raum wie Pannen und Hürden, die beim Dreh zu überwinden waren. Es wird deutlich, dass Inklusion nicht nur Thema das Films ist, sondern auch beim Entstehungsprozess stets mitgedacht wurde: So war die Blaue Karawane Bremen, ein Kulturverein für Menschen mit und ohne Behinderung, auf diversen Ebenen am Dreh beteiligt. Die Darsteller*innen Alamsyah und Socher sind selbst in der Blauen Karawane aktiv, singen im Chor und spielen Theater. Auch die Filmmusik spielten und sangen Musiker*innen mit und ohne Behinderung. Gefördert wurde das Filmprojekt, das der Regisseur humorvoll als „Low-Low-Budget-Film“ bezeichnete, von der Aktion Mensch, kleineren Vereinen und privaten Sponsor*innen.

Nicht zuletzt wurde auch die Schauburg dem inklusiven Anspruch gerecht, indem etwa zwei Gebärdensprachdolmetscher*innen die Veranstaltung begleiteten. Abgerundet wurde der gelungene Nachmittag mit dem Publikumsgespräch, in dem eine entspannte Atmosphäre herrschte, und Schauspieler*innen und Regisseur auch über persönliche Eindrücke sprachen.

„All Inclusive“ handelt davon, was Menschen leisten können und wie sie – trotz ihrer Unterschiede – zusammenleben können. Es bleibt jedoch der Wermutstropfen, dass der Film als Pilotfolge zu einer längeren Fernsehserie angelegt war, sich aber kein Fernsehsender zur Ausstrahlung bereit erklärt. Dabei hat der Film das Potenzial, eine breite Masse an Menschen zum Thema „Inklusion“ anzusprechen – eine bundesweite Ausstrahlung, die über den Rahmen eines Kinosaals hinausgeht, ist dem Film daher unbedingt zu wünschen.


Ilona Kunkel als ehrenamtliche Mitarbeiterin war für Sie als Reporterin vor Ort unterwegs

Historische Kinokarte von der Rolle

Urheber: igorovsyannykov © pixabay.com