Selbstständig und behindert. Na und?
Es braucht Mut. Es braucht Geschick. Es braucht Disziplin und Struktur. Der Weg in die berufliche Selbstständigkeit. Simone Hindenburg, Personalcoach, fasst es treffend zusammen: „selbst und ständig“. Für Menschen mit Behinderung sieht sie darin durchaus einen guten und machbaren Weg, in Arbeit zu kommen. „Gerade für Menschen mit Behinderung bietet das selbstständig werden die Möglichkeit, Gesundheit und Arbeit zu vereinbaren.“ Sie spricht aus eigener Erfahrung. Simone Hindenburg machte sich vor gut 5 Jahren mit der Personalkanzlei Hindenburg selbstständig. Sie schätzt die Flexibilität, die sie als Mutter eines autistischen Sohnes benötigt. „Das schließt zahlreiche Behördengänge ein, Facharztbesuche und und und…“, berichtet sie. In einem Angestelltenverhältnis wäre das so nicht abdeckbar.
Doch zurück zu ihrer Arbeit. Sie bietet seit kurzem ein spezielles Coaching für Menschen mit Behinderung an, die planen, sich selbständig zu machen. Unter dem Titel „proAktiv in die Selbstständigkeit“ offeriert sie ein zertifiziertes Gründercoaching. Dieses beinhaltet 40 Unterrichtstunden á 45 min in einem Zeitraum von vier Wochen.
Ohne Ziele, kein Weg
„Zunächst führe ich ein Vorgespräch, bei dem ich erfrage, welche Gründeridee hinter der beabsichtigten Selbstständigkeit steckt, ob gewisse Grundlagen eines unternehmerischen Denkens bei dem Mandanten vorhanden sind und kläre, ob es Ziele gibt, denn ohne Ziele gibt es auch keinen Weg“, sagt Simone Hindenburg. Das Angebot ist noch jung. Sie begleitet aktuell drei Mandanten in die Selbstständigkeit, von denen zwei bereits im Oktober 2019 mit ihren Unternehmen starten werden. „Bei diesen Mandanten geht es nicht darum reich zu werden, sondern sich den eigenen individuellen Lebensunterhalt zu erarbeiten und unabhängig von einem Sozialträger zu werden“, betont sie. Ihre Mandanten planen keine großen Firmengründungen, sondern orientieren sich im Kleingewerbe, vorwiegend im Dienstleistungssektor.
Businessplan
In ihrem Gründercoaching prüft Simone Hindenburg, ob der Businessplan ausgereift ist, wie die Finanzierung gestaltet werden kann oder welche Fördermittel zum Mandanten passen. Wichtig ist ihr auch, dem Mandanten nahezubringen, sich die Arbeitszeit einzuteilen und dem Arbeitstag eine Struktur zu geben. „Es muss ein gut überlegter Schritt sein, sich selbständig zu machen. Zum Beispiel sollte es einen Plan B geben: Was passiert mit meinem Unternehmen, wenn ich krank bin? Wie viel Ausfallzeit verträgt mein Geschäft? Habe ich verlässliche Kooperationspartner? Habe ich ein starkes Netzwerk, was mich jederzeit unterstützen kann?“ Diese und weitere Fragen geht sie mit ihren Mandanten durch. Gleichzeitig vermittelt sie die Vorteile: „Wenn ein Mandant mit Behinderung beispielsweise viele Facharztbesuche hat, lässt sich dies mit der Selbstständigkeit gut vereinbaren“.
Risiken und Vorteile einer beruflichen Selbstständigkeit
Genauso klärt Simone Hindenburg über die Risiken einer Selbstständigkeit auf. Der Verlust der Sicherheit, die es vermeintlich im Angestelltenverhältnis gibt, die volle Haftung mit dem gesamten privaten Vermögen als Einzelunternehmer sowie äußere Einflüsse, die der Selbstständige nicht beeinflussen kann wie Markt- oder Gesetzesänderungen. Simone Hindenburg bespricht aber auch die finanzielle Seite einer Unternehmensgründung. Hier spielen Aspekte wie das Beschaffen von Eigen- und Fördermitteln genauso eine Rolle wie ein gut funktionierender Liquiditätsplan. „Es gibt eine Vielzahl von Förderprogrammen, regionale wie überregionale, zum Beispiel über den KSV Sachsen. Es gibt nicht das Förderprogramm. Das hängt immer vom Einzelfall ab“, erklärt die 50-jährige.
„In erster Linie muss ich wissen, was für die Geschäftsidee gebraucht wird, dann suchen wir die passende Unterstützung und Förderung. Auch eine Arbeitsassistenz ist denkbar“.
Spätestens fünf Jahre nach der Gründung sollte sich das Geschäft tragen und rechnen. Die Gründerinnen und Gründer mit Behinderung sollten sich überdies stets fragen: „Kann ich bei Herausforderungen lösungsorientiert handeln? Kann ich der persönlichen Entwicklung der eigenen Person standhalten oder habe ich den Mut, auch aufzuhören bzw. aufzugeben, wenn sich die Geschäftsidee nicht trägt?“, rät Simone Hindenburg weiter.
Das zertifizierte Gründercoaching bei Simone Hindenburg kann beispielsweise über die Bundesagentur für Arbeit, die Jobcenter oder Reha-Träger finanziert werden. Mandanten können dies aber auch privat bezahlen.
Zusammenfassend sagt Simone Hindenburg: „Die berufliche Selbständigkeit bedeutet für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen: Ich kann endlich einer Tätigkeit nachgehen, die mir Spaß macht, unabhängig sein, mich selbstverwirklichen und kann so selbstbestimmt leben.“
Kontakt:
Simone Hindenburg
https://personalkanzlei.de/