Zum Hauptinhalt springen

„TEILHABE wird bei uns großgeschrieben.“

Über die Arbeit der Inklusionsassistenten an der Laborschule Dresden

Es ist wertvoll und bereichernd für unsere Kinder und Jugendlichen, unsere Pädagogen und für uns als Schule“, fasst Stephan Schulze, Schulleiter der Laborschule des OMSE e.V. die Arbeit der Inklusionsassistenten zusammen. „Wir können vor allem präventiv mit den Kindern arbeiten und die Kollegen haben einen guten Ansprechpartner, um das Geschehen in der Lerngruppe zu reflektieren“.

In Sachsen gibt es verteilt auf öffentliche und freie Schulen derzeit 211 Inklusionsassistenten, die das gemeinsame Lernen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung unterstützen und begleiten. Das Pädagogen-Team der Laborschule in Dresden wird seit gut einem Jahr von zwei Inklusionsassistentinnen unterstützt, die über die Lebenshilfe Sachsen e. V. eingestellt sind.

 

„Ich bestärke und motiviere das Kind“

Eine davon ist Cornelia Ischner: Ihre Arbeit beschreibt sie so: „Mein Auftrag ist es in den Lerngruppen präsent zu sein, die Kinder in Aktion zu beobachten“. Dabei achtet sie erst einmal auf jedes Kind und schaut, welches im Unterricht gestärkt werden müsste. In Absprache mit den Pädagogen geht sie dann auf einzelne Kinder zu, um beispielsweise einer Aufgabe mehr Struktur zu geben. „Wenn zum Beispiel ein Schüler mit Autismus die Aufgabe bekommt, eine Geschichte zu schreiben, weiß ich schon, dass dieser Auftrag für ihn schwer ist“. Genau hier packt die Inklusionsassistentin an. „Dann spreche ich mit dem Schüler, ob er eine Idee hat, wir überlegen die Richtung der Geschichte, ich frage wie die Figuren aussehen, kurz ich bestärke und motiviere das Kind. Manchmal genügt es auch, wenn ich einfach daneben sitze und auch etwas schreibe“, sagt sie freundlich lächelnd. Wichtig bei ihrer Arbeit ist es, dem Lernbegleiter und vor allem dem Kind eine Rückmeldung zur geleisteten Arbeit zu geben – „diese wertzuschätzen und anzuerkennen“.

Cornelia Ischner ist für alle Kinder als auch für die Eltern und die Lehrer an der Laborschule eine kompetente Ansprechpartnerin. „Ich kann bei Bedarf bei Entwicklungsgesprächen dabei sein oder bei zusätzlichen Gesprächen mit den Eltern“, erklärt die junge Frau. „Vor allem reflektiere ich auch die Arbeit und das Geschehen in der gesamten Lerngruppe gegenüber den Lerngruppenbegleitern. Das ist ein guter Austausch und bietet neue Sichtweisen.“

 

 „Teilhabe wird großgeschrieben“

Die Kinder mit Beeinträchtigung lernen an der Laborschule in Dresden genauso wie jedes andere Kind. „Teilhabe wird bei uns großgeschrieben, von Anfang an und es gibt keine Unterscheidung. Es gilt der Stundenplan wie für alle und so wenig wie möglich Einzelförderung, besser gezielte Förderung im Unterricht“, erklärt Dinah-Donata Hohensee, Sonderpädagogin an der Laborschule.

Als Angebot für Schüler mit und ohne Beeinträchtigung gibt es in der Schule u. a. die Aktivgruppen mit sozialem Training und die Vermittlung von „Lebenspraktischen Kompetenzen“.

„In der Aktivgruppe bieten wir viel Bewegung an und alles wird in Gemeinschaft getan“, beschreibt die Sonderpädagogin Hohensee. „Die Gruppen kommen vor dem Mittag zusammen, da wir hier bewusst einen Belastungswechsel zwischen konzentriertem Lernen und eben Bewegung ermöglichen möchten. Dies ist wichtig für manche Kinder mit Beeinträchtigungen oder wo wir das Gefühl haben, hier braucht das Kind eine Pause vom Schulalltag“. In den Bewegungsspielen fließt vor allem das soziale Miteinander ein. „Kinder müssen hier auch mal Kompromisse eingehen; zum Beispiel, wenn ein aktives Kind auf ein Kind zum Beispiel mit Down-Syndrom trifft und dieses Angst vor dem Ball hat“, veranschaulicht sie.

 „Lebenspraktische Kompetenzen vermitteln wir hauptsächlich an Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf“, erläutert die Inklusionsassistentin. „Das fällt leider in Sachsen meist an den Schulen herunter. Wir wollen Lebenspraxis bieten und dies immer wieder mit den Mädchen und Jungen üben. Dazu gehört etwa der Umgang mit Geld, das Einkaufen gehen, das gemeinsame Kochen oder das Kennenlernen der Stadt Dresden. Einige Kinder kommen mit dem Fahrdienst und erleben Dresden dadurch weniger“, berichtet Cornelia Ischner.

 

„Jeder kann von jedem lernen“

Inklusion ist für die Laborschule des Omse e. V. in Dresden kein neues Thema. Bereits vor dem Einsatz der Inklusionsassistenten war das gemeinsame Lernen selbstverständlich. Denn die Schule lehrt nach dem Leitmotiv „Jeder kann von jedem lernen“ und jedes Kind kann die Hilfe bekommen, die es benötigt. „Dennoch haben wir auch Grenzen, um ehrlich zu uns und den Eltern zu sein. Wir könnten beispielsweise kein schwerstmehrfachbehindertes Kind beschulen“, sagt Dinah-Donata Hohensee. Dazu würden der Schule die Möglichkeiten fehlen. „Hier müssen wieder andere Schulen greifen. Deshalb führen wir vorher Gespräche mit den Eltern und dem Kind, ob unsere Schule passend für das Kind ist“.

 

Lehrer müssen überzeugt sein von Inklusion

Inklusion im Gesamten gesehen ist ein „Generationenprojekt“, formuliert Schulleiter Schulze. Er spricht sich klar für das gemeinsame Lernen aus und verweist auf seine positive Erfahrung mit seinen Schülern: „Kinder gehen freier mit dem Thema Behinderung um, sie sind unbedarfter und für sie ist es selbstverständlich.“ Grundsätzlich findet das Pädagogen-Team das Aufweichen von Förderschulen in Sachsen hin zu mehr inklusiven Schulen, sowie den Ausbau der Förderschulen zu Kompetenzzentren gut. „Mir ist in der Praxis jedoch aufgefallen, viele Lehrer sind überfordert mit dem Thema Inklusion, hier ist der Freistaat Sachsen gefragt in Form von Weiterbildungen für Lehrer. Denn Inklusion kann nur gelingen, wenn auch der Lehrer selbst vom gemeinsamen Lernen überzeugt ist“, meint Inklusionsassistentin Cornelia Ischner. „Und es braucht gute Beispiele, dass auch Kinder ohne Förderbedarf von Inklusion profitieren“, schließt Schulleiter Stephan Schulze ab. „Denn die guten Erfahrungen durch das gemeinsamen Lernen helfen auch beim Übergang in die Arbeitswelt“.

 

Über die Schule

An der Laborschule des Omse e. V. lernen 330 Kinder und Jugendliche von der 1. bis 12. Klasse ganztags und gemeinschaftlich. Gelehrt wird nach dem Jena-Plan – das heißt unter anderem kein Frontalunterricht und keine Klassen, sondern selbstständiges und eigenverantwortliches Lernen in altersgemischten Gruppen (Lerngruppen). Die Schüler werden durch Lerngruppenbegleiter, in der Regel durch zwei Pädagogen geleitet und unterstützt.

 

Laborschule Dresden des Omse e. V.:
www.omse-ev.de/laborschule/willkommen

 

Die Redaktion dankt für das sympathische Gespräch!

 

Kinder im Rollstuhl probieren sich im Parcour

Urheber: Laborschule Dresden