Unterricht an der Gehörlosenschule ohne Gebärdensprache
Für das kommende Schuljahr sollen Eltern gehörloser Kinder Anträge auf Eingliederungshilfe beim Sozialamt stellen, damit ihre Kinder dem Unterricht in Gebärdensprache folgen können, berichte das Netzwerk BilingualERleben, eine Elterninitative gehörloser Kinder.
Eltern gehörloser Kinder hatten gefordert, dass der Unterricht für ihre Kinder in der
Gehörlosenschule Dresden spätestens ab dem Schuljahr 2019/2020 in Gebärdensprache abgehalten wird.
Aus diesem Anlass hatte sich der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer im Mai 2019 mit den Eltern getroffen und sich von diesen die Situation ihrer Kinder schildern lassen. Er ordnete ein gemeinsames Gespräch aller Beteiligten in der Gehörlosenschule (Förderzentrum Hören Dresden) an. Letzte Woche fand das Treffen statt, bei dem u. a. Stephan Pöhler, Behindertenbeauftragter von Sachsen und Vertreter des Ministeriums, das Schulamt, die Eltern und die Direktorin des Förderzentrums Hören dabei waren.
Die Schuldirektorin konnte den Eltern jedoch keine Unterrichtsplanung mit
gebärdensprachkompetentem Personal vorlegen. Auch das Landesamt für Schule und Bildung teilte mit, dass die Suche nach gebärdensprachkompetentem Personal bislang ergebnislos verlaufen ist.
Vor diesem Hintergrund forderte der zuständige Referatsleiter beim Landesamt für Schule und Bildung, Olaf Reitz, die Eltern auf, Anträge auf Schulassistenz durch Gebärdensprachdolmetscher beim Sozialamt zu stellen.
„Ich mache mir große Sorgen! Bei einem Antrag auf Schulassistenz durch
Gebärdensprachdolmetscher ist es wichtig, dass die Schule oder das Landesamt die Notwendigkeit des Einsatzes der Dolmetscher klar befürwortet. In dem kürzlich stattgefundenen Gespräch hat sich die Direktorin der Gehörlosenschule nicht geäußert, wie sie zur Gebärdensprache steht. Wir können nur hoffen, dass sie die Anträge für unsere Kinder unterstützt. Ansonsten geht der in Lautsprache gehaltene Unterricht weiter an unseren Kindern vorbei. Unsere gehörlosen Kinder haben aber doch ein Recht auf Unterricht in Gebärdensprache! Sie müssen die Unterrichtsinhalte doch verstehen können!“, so René Mittländer, Vater zweier gehörloser Kinder (10 und 12 Jahre alt).
Nach Aussagen der Elterninitiative ist mit ca. acht Anträgen auf Schulassistenz durch
Gebärdensprachdolmetscher im Unterricht für gehörlose Kinder in der Grund- und Oberschule des Förderzentrums Hören in Dresden zu rechnen.
293 Schüler mit verschiedenen Hörbehinderungen besuchen aktuell die drei sächsischen Förderzentren Hören in Dresden, Chemnitz und Leipzig.