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Ein Leben ohne Töne

Birgit Posselt ist gehörlos

Birgit Posselt ist gehörlos.
Die Frau hört gar nichts.  
Sie sagt:

  • Meine Welt ist still.
  • Ich kenne es nicht anders.
  • Ich vermisse nichts.
  • Ich bin von Geburt an gehörlos.
  • Meine Eltern können auch nichts hören.

Birgit Posselt hat ein gutes Gespür.
Sie spürt Vibrationen am Fuß-Boden.
Vibrationen sind: Schwingungen.

Die gehörlose Frau sagt:

  • Meine Augen sind doppelt so stark.

Sie sieht bereits Dinge aus dem Augenwinkel.
Sie erkennt in Menschen-Mengen sofort Menschen,
die sich anders bewegen.
Oder Birgit Posselt erkennt andere gehörlose Menschen an der Bewegung.

Die ganze Familie Posselt ist gehörlos.
Die Familie verständigt sich über Gebärden-Sprache.
Das ist die Mutter-Sprache der Familie.

Birgit Posselt sagt:

  • Ich nutze meinen Mund nicht zum Sprechen.
  • Ich kann meine Stimme nicht kontrollieren.
  • Es gibt aber andere Gehörlose,
    die ihre Stimme unterschiedlich gut nutzen.

Für Birgit Posselt sind Gebärden-Sprach-Dolmetscher wichtig.
Sie helfen bei Gesprächen zwischen Hörenden und Gehörlosen.
Manchmal nutzt Birgit Posselt auch Zettel und Stift,
um Hörenden eine Mitteilung zu machen.
Das ist aber nur eine Not-Lösung.

Barrieren im Alltag

Barrieren machen das Leben von Familie Posselt schwer.
Zum Beispiel:
Wenn Post von einer Behörde kommt und
zurückgerufen werden soll.
Birgit Posselt kann nicht telefonieren wie Hörende.
Sie muss sich dann Hilfe von Hörenden holen.

Birgit Posselt sagt:

  • Ich muss immer viele Leistungen neu beantragen bei der Behörde.
  • Ich muss viel aufschreiben und erklären.
  • Ich muss lange auf Antworten warten.
  • Das kostet mich viel Kraft.

Barrieren gibt es auch beim Einkaufen.
Birgit Posselt verständigt sich beim Bäcker meistens mit Zeichen.
In die Stadt geht sie selten einkaufen.
Die Verkäufer reagieren unterschiedlich auf sie.
Manche Verkäufer sind freundlich,
andere scheuen sie.
Birgit Posselt wünscht sich eine Beratung in Gebärden-Sprache.
Zum Beispiel in der Drogerie.
Hier wünscht sie sich zum Beispiel eine Beratung über Creme.

Birgit Posselt sagt:

  • Ich muss mich durchtesten.
  • Eine Verkäuferin könnte mir vielleicht gleich die passende Creme empfehlen.

Barrieren in der Bildung

Damit ihre Kinder dem Unterricht in der Schule folgen können,
beauftragte die Familie Gebärden-Sprach-Dolmetscher.
Damit die Kosten für die Gebärden-Sprach-Dolmetscher bezahlt werden,
musste die Familie viele Anträge stellen.

Birgit Posselt wünscht sich für ihre Kinder eine bessere Bildung.
Sie hat schlechte Erinnerung an ihre eigene Schul-Zeit.
Die Lehrer von Birgit Posselt konnten keine Gebärden-Sprache.
Die Lehrer konnten Birgit Posselt damals wenig beibringen.

Birgit Posselt wäre gerne Lehrerin geworden.
Aber mit ihrem Schul-Abschluss war das nicht möglich.
Birgit Posselt arbeitet jetzt als Dozentin.
Das ist eine Art Lehrerin.
Sie arbeitet in der Firma Scouts Gebärden-Sprache für alle.
Dort unterrichtet Birgit Posselt Eltern in Gebärden-Sprache,
damit sie sich mit ihren gehörlosem Kind unterhalten können.
Diese Arbeit macht ihr sehr viel Freunde.
Bei dieser Arbeit gibt es keine Barrieren.
Alle Kollegen können Gebärden-Sprache.
 

Mehr Verständnis gewünscht

Birgit Posselt wünscht sich für die Gehörlosen:

  • mehr Respekt
  • weniger Diskriminierung
  • mehr Verständnis

Sie selbst sagt:

  • Mir fehlt nur das Hören.
  • Sonst kann ich alles.