Markus Hutschenreuther, Radeberg
Das ist meine Arbeit:
Ich arbeite im Sächsischen Epilepsie-Zentrum in Kleinwachau.
Ich arbeite da seit 10 Jahren.
Zuerst habe ich in Wohn-Heim-Gruppen und Gruppen in einer Tages-Betreuung gearbeitet.
Jetzt arbeite ich mit Menschen die in einer ambulant* betreuten Wohn-Form leben.
Ambulant bedeutet: Die Bewohner leben nicht im Heim.
Ein Betreuer unterstützt die Bewohner nur, wenn sie es benötigen.
Dort wo sie wohnen.
Drei Frauen, die ich betreue:
Frau N., Frau W. und Frau R. haben sich lange gegen die Barrieren in einer großen Einrichtung eingesetzt.
Zu DDR-Zeiten wohnten die drei Frauen als Patienten auf einer Station.
Danach wohnten sie in einem Heim.
Später wohnten sie in einer Gruppe mit einer Tages-Betreuung.
Heute wohnen die drei Frauen in einer normalen Wohnung.
Sie werden nur noch ambulant betreut.
Jetzt unterstützt die Einrichtung die Frauen nur noch.
Sie ist keine Barriere mehr für sie.
In der Gesellschaft gibt es noch viele Barrieren.
Da können wir jetzt noch viel tun.
Inklusion in Radeberg:
Das ambulante betreute Wohnen ist ein gutes Beispiel für Inklusion.
Im öffentlichen Raum gibt es noch viele Hindernisse.
Wie zum Beispiel in Bus und Bahn.
Wenn Klapp-Rampen kaputt sind.
Es gibt hier kaum flache Busse.
Politik für und mit Menschen mit einer geistigen Behinderung:
Früher arbeitete ich in dem Projekt: Politik für und mit Menschen mit einer geistigen Behinderung
In dem Projekt haben wir mit Politikern geredet.
Wir haben ihnen gesagt: Menschen mit Behinderungen können auch wählen.
Das war vor der letzten Bundes-Tags-Wahl.
Menschen mit geistiger Behinderung sehen oft die Wahl-Werbung nicht.
Auch die Behinderten-Hilfe denkt oft nicht daran: Menschen mit geistiger Behinderung können auch Wähler sein.
Sie denken häufig:
- Menschen mit einer geistigen Behinderung haben kein Interesse an Politik und Wahlen.
- Menschen mit einer geistigen Behinderung haben nicht die Fähigkeiten.
Damit sie über politische Themen mitreden können.
Dadurch werden diese Menschen oft nicht genug gefordert.
Sie können so die nötigen Fähigkeiten nicht lernen.
Politiker und Parteien haben wenig Interesse mit Menschen mit geistiger Behinderung.
Sie haben auch wenig Kontakt zu diesen Menschen.
Menschen mit geistiger Behinderung sind eine große Wähler-Gruppe.
Aber nur wenige gehen zur Wahl.
Der erste Teil vom Projekt:
Ich habe verschiedene Parteien angeschrieben.
Von diesen Parteien habe ich eine Antwort bekommen:
- SPD
- CDU
- die Grünen
- die Linken
Die Partei AfD hat nicht geantwortet.
Deshalb habe ich die AfD auch nicht besucht.
Die Parteien konnten im Projekt Schulungen zum Thema Politik anbieten.
Wir haben die Partei die Grünen im sächsischen Land-Tag besucht.
Sie haben in einfacher Sprache erzählt:
- Wie funktioniert Politik.
- Was wollen sie im sächsischen Land-Tag erreichen.
Außerdem hatten sie Wahl-Material in einfacher Sprache.
Das Thema Inklusion ist für die Grünen in ihrem Wahl-Programm wichtig.
Wir haben auch die Partei Die Linke besucht.
Da haben wir ein Spiel gespielt.
Dabei haben wir selbst Parteien erfunden.
Mit den Parteien sind wir dann in einen gespielten Wahl-Kampf gegangen.
Durch das Spiel haben wir direkt erlebt:
So funktioniert Politik.
Die Partei SPD haben wir direkt in ihrer Zentrale besucht.
Sie hielten einen Vortrag.
Ein blinder Mitarbeiter von der „Arbeit-Gemeinschaft Selbst Aktiv“ hat sich auch vorgestellt.
Die Teilnehmer waren beeindruckt.
Weil ein Mensch mit Behinderung in der Politik arbeitet.
Sie sagten leise: Der ist ja wirklich behindert.
Die Partei CDU haben wir im sächsischen Land-Tag besucht.
Es gab spannende Gespräche.
Wir haben auch über den Aktions-Plan zur Umsetzung der UN Behinderten-Rechts-Konvention von Sachsen geredet.
Der Besuch der Parteien war der erste Teil vom Projekt.
Der zweite Teil vom Projekt:
Alle Parteien unterstützen Inklusion.
Deshalb habe ich alle Parteien zu einer Veranstaltung eingeladen.
Bei der Veranstaltung gab es Arbeits-Gruppen und eine Diskussions-Runde.
Sie fand im Rat-Haus in Radeberg statt.
Die Parteien CDU, die SPD, die Linke und die Grünen haben teilgenommen.
Auf der Bühne haben alle Parteien ihr Partei-Programm vorgestellt.
In kleinen Arbeits-Gruppen haben die Parteien mit den Teilnehmern gesprochen.
Die Diskussions-Runde hat gezeigt:
Es gibt große Unterschiede zwischen den Partien.
Sie verstehen Inklusion unterschiedlich.
Der Vertreter von der CDU war Gernot Krasselt.
Er sagte:
- Es soll weiter einen ersten und einen zweiten Arbeits-Markt geben.
- Eine geringe Entlohnung soll bleiben,
da vieles vom Staat bezahlt wird.
Einige Teilnehmer waren damit nicht einverstanden.
Viele wollen keine bevormundende Unterstützung.
Sie wollen selbst Verantwortung übernehmen.
Sie wollen gleichen Lohn für Menschen mit oder ohne Behinderung.
Das würde das Selbst-Bewusstsein von Menschen mit Behinderung verbessern.
Sie könnten zum Beispiel auch Mieter werden.
Statt Bewohner von Heimen zu sein.
Dabei würde ein Mindest-Lohn helfen.
Menschen mit Behinderung bräuchten dann viele staatliche Förderungen nicht mehr.
Inklusion in einer Gesellschaft bedeutet:
Menschen mit Behinderung müssen nicht in speziellen Einrichtungen leben und arbeiten.
Menschen mit Behinderung stellen zum Beispiel Industrie-Teile her.
Das muss nicht an einem getrennten Ort erfolgen.
Selbst-Vertreter sind wichtig:
Derzeit arbeite ich für das Netz-Werk inklusive politische Bildung.
Kurz heißt das: NipB.
Ich unterstütze auch die Parade der Vielfalt in Dresden.
Das ist das Ziel vom Netz-Werk inklusive politische Bildung:
Menschen sollen zusammenkommen,
die sich für die politische Bildung für Menschen mit Behinderung einsetzen.
Durch die Arbeit frage ich mich selbst:
- Warum arbeite ich in solchen Projekten anstelle von Menschen mit Behinderung?
- Warum helfe ich nicht Menschen mit Behinderung selbst solche Projekte zu machen?
Deshalb arbeiten in unserem Team Selbst-Vertreter mit.
Ich möchte erreichen, dass es immer mehr Selbst-Vertreter gibt.
Ich habe mich für 4 Selbst-Vertreter entschieden:
- Herrn P.
- Frau F.
- Frau N.
- Frau W.
Besonders Frau N. und Frau W. weisen immer darauf hin:
Was läuft falsch in der Gesellschaft.
Und was für Behinderungen gibt es.
Durch die Fach-Tage im Netzwerk habe ich festgestellt, dass Menschen unterfordert sind.
Wenn sie nicht in die Entscheidung eingebunden sind.
Frau N. und Frau W. aus der Wohn-Gruppe Radeberg waren etwas unsicher vor den Fach-Tagen.
Als sie bei den Fach-Tagen dabei waren,
haben fanden sie es gut und haben viel mitgemacht.
Sie haben klar gesagt, was sie fordern.
Das Reden mit Politikern lernt man schnell.
Die Teilnehmer von der Veranstaltungs-Reihe „Politik für und mit Menschen mit einer geistigen Behinderung“ wollen noch Dinge verändern.
Man kann vielleicht etwas ändern,
wenn viele Leute das wollen.
Die Gruppe kann aber nur etwas verändern,
wenn sie mitmachen kann.
Es darf nicht nur über sie entschieden werden.
Ich mag das Wort „Inklusion“ nicht.
Obwohl hinter dem Begriff eine gute Absicht steckt.
Früher benutzte man den Begriff „Integration“.
Inklusion bedeutet:
Die Gesellschaft soll barriere-frei werden.
Meist wird „Inklusion“ aber so verstanden:
Die Gesellschaft nimmt eine beeinträchtigte Gruppe auf.
Ich fände es wichtig zu prüfen:
Welche gesellschaftlichen Abläufe sind eine Barriere.
Dadurch könnte man die Barriere-Freiheit als Inklusion verwirklichen.
Im politischen Sinne wird „Inklusion“ immer mit einer beeinträchtigten Gruppe verbunden.
Der Bau von einem Behinderten-Parkplatz ist keine Inklusion.
Damit sage ich dem Menschen:
Du bist behindert.
Du musst die Behinderung nachweisen.
Dann baut dir die Gesellschaft einen Park-Platz.
Ich finde es besser, wenn alle Park-Plätze barriere-frei sind.
Alles sollte barriere-frei sein.
Auch ohne den Nachweis von einer Behinderung.
Inklusion ist Barriere-freiheit.
Die Gesellschaft hat einen Mangel,
wenn Dinge nicht barriere-frei sind.
Die Gesellschaft muss die Barriere-freiheit nachweisen.
Nicht die Menschen müssen eine Behinderung nachweisen,
wenn sie teilhaben wollen.
Internet-Seite vom Sächsischen Epilepsie-Zentrum in Kleinwachau : https://www.kleinwachau.de/